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welche zu diesem Ziel unmittelbar hinführt, ungleich mehr hervor-

gehoben als in jeder anderen Religion.

Ferner scheint jeder Buddhismus, theoretisch genommen,

S e l b s t e r l ö s u n g zu lehren, denn die Versenkung (Yoga)

führt in eine Gottestiefe, welche der Mensch durch eigene Kraft

erreicht — ob auch ohne die Hilfe eines Gottes, das bleibt freilich

zweifelhaft. In der p r a k t i s c h e n Religionsausübung der ver-

schiedensten buddhistischen Richtungen steht es indessen auch da

anders. Es kommt dort stets zur Hilfe nicht nur von Göttern,

sondern vor allem eines Buddhas oder, des künftigen Buddha, des

sogenannten Bodhisattva, der dann die eigentliche Erlöserpersön-

lichkeit ist, also ein realer Mittler

1

.

In p h i l o s o p h i s c h e r Hinsicht sind am Buddhismus realistische Rich-

tungen, welche die Realität der Außenwelt und des Ichs lehren, neben solchen

zu unterscheiden, welche einer Leugnung der Realität der Außenwelt (Mayalehre)

und sogar des Ichs, also demnach der Substantialität der Seele mindestens zu-

neigen. Letztere (hauptsächlich im südlichen Buddhismus vertreten) sind wohl das

Bedenklichste am Buddhismus, denn sie führen in e t h i s c h e r H i n s i c h t

zu einem absoluten Quietismus und Indifferentismus, welcher dann sozusagen

die Voraussetzung der Erlösung bilden soll. — Sofern aber die p r a k t i s c h e

F r ö m m i g k e i t Buddha selbst als Gott verehrt, ihn also nach dem Tod

weiterbestehen läßt, seiner Seele damit Substantialität und Persönlichkeit zuer-

kennt, sind alle diese Bedenken ohnehin hinfällig. Jedenfalls leistete diese Fröm-

migkeit in der Ausübung mystischer Versenkungslehren Großes

2

.

Y o g a , S a m k h y a u n d J a i n i s m u s hängen ebenso wie

der Buddhismus mit der Seelenwanderungslehre eng zusammen,

womit von selbst eine zentrale Stellung des Erlösungsgedankens

gegeben ist. Ganz besonders ist der Jainismus als Erlösungsreligion

zu bezeichnen.

Im P o l y t h e i s m u s der Sumerer, Griechen, Römer, Ägypter,

Germanen finden wir überall die Erlösung, wenn auch zum Teil

vom üppigen Rankenwerk der vielen Riten überwuchert. Die Ge-

stalt des O s i r i s und des, ebenfalls in Stücke zerrissenen und wieder

auferstandenen, D i o n y s o s bezeugt den Erlösungsgedanken (nicht

etwa nur Sterben und Erwachen der Natur!), Dionysos wird als

Ελευθερεύς

; (Befreier),

Λυαΐος, Λυοεύς, Λυσιος

(Löser, / Erlöser),

1

Über den Begriff des N i r v a n a vgl. unten S. 128 f.

2

Zur Sache selbst vgl. Hermann Oldenberg: Buddha, Sein Leben, seine Lehre,

seine Gemeinde, 6. Aufl., Stuttgart 1914, S. 312 ff.; Max Walleser: Die philoso-

phischen Grundlagen des älteren Buddhismus, Heidelberg 1904.