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f r e m d u n g , V e r d e r b n i s , φθορά, N i c h t w i s s e n , E m -

p ö r u n g , A b f a l l s i n n b i l d l i c h z u n e h m e n ; aber um-

gehen kann man diese Begriffe keinesfalls!

Nur scheinbar kann der Begriff des Abfalls ersetzt werden durch

den Begriff eines U r d u a l i s m u s , wonach das Böse nicht ent-

standen, sondern von Ewigkeit neben dem Guten, Gott, vorhanden

wäre. Reiner Urdualismus wäre ganz offenbar eine n i c h t z u

E n d e g e d a c h t e A n s i c h t , welche wir daher in den großen

Philosophien und Religionen nicht suchen dürfen, auch nicht in

der Lehre Zarathustras. Zu Ende gedacht, muß sich das böse Prinzip

stets irgendwann vom guten losgelöst haben; also doch wieder von

einem Verlust der Flügel, einer Empörung gegen das Gute, einem

Fall herleiten! Religionsgeschichtlich aber spielt der Urdualismus

allerdings eine Rolle (Manichäertum).

Freilich sind Nichtigkeit der Kreatur, Verderbnis, Abfall schon

b e g r i f f l i c h e Bestimmungen, also nachträgliche Deutungen, —

aber die Grundlage dieser Begriffe ist die unumstößliche mystische

Erfahrung der Vollkommenheit des jenseitigen und die ebenso

unumstößliche sinnliche Erfahrung der Unvollkommenheit des dies-

seitigen Seins. Dies bedacht, wird man den Begriff des Abfalls, in

seiner Sinnbildlichkeit verstanden, nicht mehr als ein Ärgernis emp-

finden, wie das der heutigen naturalistischen Denkweise so nahe

liegt. Darum sagt Meister Eckehart, die Kreatur sei ein Nichts, ein

„abeval“ und „zuoval“

1

.

γ.

Das Heil

Aus dem Abstand des göttlichen und weltlichen Seins versteht

sich ferner der Heilsgedanke: Das vollkommene, den Menschen mit

Wonneschauer durchdringende, jenseitige Sein ist das H e i l des

unvollkommenen menschlich-irdischen Seins. Gott als das Heilvolle

ist die H e i l s m a c h t . Daher finden wir in den Religionen den

Heilsgedanken überall ausgebildet. Nirgends ist dort der naive

Naturalismus so groß, daß Unvollkommenheit, Übel, Eitelkeit des

Irdischen, Schuld und Sünde dem religiösen Bewußtsein völlig ent-

schwänden. Je mehr allerdings die Religion ins Magische versinkt,

umso größer ist diese Gefahr.

/

1

Weitere religionsgeschichtliche Belege über den Abfall siehe unten S. 118 ff.