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griff des Stufenbaues ermög- / licht jedoch mindestens A b f o l g e n ,
R ä n g e in der Götterwelt grundsätzlich zu begreifen und zeigt
die Gründe, daß und warum es sie in den Mythologien wirklich
geben müsse. Wie denn auch z. B. die philosophischen Hymnen des
Rigveda sagen:
„Auf der höchsten Gottheit beruhen die Götter alle;
In deren Körper die 33 Götter vereinigt sind“
1
.
Solche Äußerungen sind von grundsätzlicher Bedeutung, weil sie
einen Stufenbau der Götterwelt voraussetzen.
Überprüfen wir nun unsere Behauptung an den Mythologien
selbst.
a.
Die R e l i g i o n Z a r a t h u s t r a s
bietet ein lehrreiches Beispiel des Überganges vom mystischen zum
magischen, vom monotheistischen zum polytheistischen Glauben;
ist es nur ein Übergang, dann muß die Abstufung gering und ge-
wissermaßen nur angedeutet sein. Ahura Mazdah (Ormuzd), der
„weise Herr“ und allein wahre Gott erscheint in den Gathas meist
in Begleitung der Amesha Spentas. Diese sind die personifizierten
Eigenschaften Ahura Mazdahs. Es sind die folgenden: Asha, das
rechte Gesetz; Vohu mano, die gute Gesinnung (nach Hertel das
„leuchtende Denken“); Khshathra, das Reich (Gottes); Armaiti, die
Ergebenheit; Haurvatat, die Vollkommenheit und Ameretat, die
Unsterblichkeit. „Überall treten sie als Personen auf, bei denen
aber der abstrakte Grundbegriff noch durchschimmert“, sagt Carl
Friedrich Geldner
2
.
Geschichtlich entstand die Religion Zarathustras bekanntlich durch
eine Reformation des altarischen (altvedischen) Glaubens, welche
diesen von der Magie reinigte und dadurch den Polytheismus in
einen Monotheismus umwandeln sollte. Daher ist auch der Stufen-
bau hier mehr angedeutet als durchgeführt: die eine Urgottheit und
die in der Welt wirkenden göttlichen Mächte, Amesha Spentas,
1
Lucian Scherman: Philosophische Hymnen aus der Rig- und Atharvaveda-
Sanhitä mit den Philosophen der älteren Upanishads, Straßburg 1887, S. 58.
2
Carl Friedrich Geldner: Die Zoroastrische Religion, in: Religionsgeschicht-
liches Lesebuch, herausgegeben von Alfred Bertholet, 2. Aufl., Tübingen 1926,
S. 2. Vgl. auch Edvard Lehmann im Lehrbuch der Religionsgeschichte, Bd 2,
4. Aufl., Tübingen 1925, S. 221 ff.