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Und so berichtet es auch übereinstimmend die Religionsgeschichte.

Moses kann sich nur unbeschuht dem brennenden Dornbusch nä-

hern, womit der außerordentliche Geisteszustand, die Entrückung,

versinnbildlicht wird und zugleich die Wirksamkeit Gottes. Paulus

ward auf dem Weg nach Damaskus so entrückt, daß er nicht wußte,

ob er dabei im Leib oder außer dem Leib war

1

. Buddha geriet unter

dem Boddhibaum, wo ihm seine Glaubenswahrheiten zum ersten-

mal aufgingen, in einen Zustand der Erleuchtung. Mohammed

wurden seine Suren des Koran größtenteils in der Entzückung ein-

gegeben. Zarathustra pries das „leuchtende Denken“, Laotse, Or-

pheus waren Mystiker.

Es gibt schlechterdings keinen Religionsstifter und nicht einmal

einen Stifter neuer religiöser Richtungen, der nicht als Ekstatiker

zu bezeichnen wäre, seien es nun, um auch von letzteren Namen zu

nennen, Augustinus, Bernhard von Clairvaux, Franziskus, Ignatius

von Loyola, seien es Luther, Philipp Jacob Spener, August Her-

mann Francke, Nikolaus Ludwig Zinzendorf. (Die kleinen Sekten-

stifter allerdings nähern sich mehr den Scheinekstasen.)

Und selbst die bloße Erhaltung des schon gegründeten und ent-

falteten Glaubens kann auf anderem Weg nicht erfolgen, als auf

mystisch-ekstatischem. Echter Glaube muß immer wieder neu erlebt

werden — durch erneute Impulse der Offenbarung! Die innere Er-

neuerung kann nicht anders als mindestens in einem Anklang jenes

ekstatischen Zustandes erfolgen, welcher am Ursprung des Glaubens

stand. Im Christentum legt außer den schon Genannten die Heilige

Theresia hiefür insofern ein besonders klares Zeugnis ab, als sie in

ihrer Lebensbeschreibung von ihren ekstatischen Zuständen selbst

ausführlich berichtet.

Wendet man dagegen ein, daß man, alles als Offenbarung ge-

nommen, dann — den oben genannten Moses, Paulus, Buddha usw.

folgend — ebensowohl Jude als Christ, Buddhist, Mohammedaner,

Parse usw. sein müsse, so wirft man damit allerdings die schwierigste

Frage der Religionsgeschichte auf.

Von den Eingebungen, welche in den erhöhten Zuständen den /

Menschen erleuchten, sprechen wir später eigens. Für jetzt wollen

wir nur soviel sagen, daß das Besondere des Individuums und das

1

Paulus: 2. Korintherbrief, 12, 2 bis 4.