364
[331/332]
die Yogalehre immer wieder bis heute führende Bedeutung erlang-
ten, in Ägypten, wo der Reformversuch Echnatons im 14. Jahrhun-
dert v. Chr. hervorzuheben ist; dennoch konnten dadurch weder
das Chaos dämonistischer und totemistischer Dienste noch auch nur
das polytheistische Übermaß der ägyptischen Religion überwunden
werden; auch konnten / in Indien durch die Mystik der Upani-
schaden z. B. weder die Witwenverbrennung noch die Kinderver-
lobung der Neuzeit — welche im Fall des Todes des Knaben das
Mädchen zur lebenslänglichen Witwe macht — beseitigt werden!
(Das gelang erst kürzlich den Engländern).
Im ganzen sehen wir demnach ein grundsätzlich anderes Bild der
Religionsgeschichte als es der Evolutionismus malte, einen Kultur-
verlust, welcher die Religion vom Urmonotheismus zum Polytheis-
mus verschiedenster Prägung und schließlich zum Dämonismus und
Fetischismus führt — ein Gang der Religionsgeschichte, der aber
mit gewaltigen Aufschwüngen durchsetzt ist, welche den Sieg des
Dämonismus niemals voll gelingen lassen.
Alle alten R e l i g i o n s g r ü n d u n g e n , welche wir im Licht
der Geschichte sehen, so Laotses und Kungfutses, so Buddhas und
seiner verschiedenen Schulen, des Mosaismus und der Propheten,
vorher schon Zarathustras, Echnatons
1
in Ägypten, schließlich Mo-
hammeds — sie alle sind großartige G e g e n g r ü n d u n g e n ,
welche dem Verfall immer wieder Einhalt gebieten. Sie sind ohne
Eingreifen der Vorsehung nicht zu denken.
Darum sehen wir in diesen Gegengründungen überall bedeutende
Anstrengungen darauf verwendet, die Verstrickung in verworrene
Magie und unabsehbare mannigfaltige Götter- und Dämonendienste
aufzuheben. Aber es gelang nie dauernd. Dieses und noch anderes
leistete erst das Christentum.
/
1
Amenophis IV.