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stets nur wenigen Vorbehalten und ob diese die Kultur bestimmen

können, hängt nicht von ihnen ab.

Zeugnisse für die mystische Mitbestimmtheit, zugleich aber ma-

gisch gestaltete Kultur und Religion bilden außer den vorgeschicht-

lichen noch die schon früher angeführten geschichtlichen Toten-

bücher, Veden, Upanischaden und Yogasysteme, / welche überdies

sämtlich noch auf noch ältere Zeiten zurückweisen. Lehrreich ist es

dabei, zu sehen wie diese Mystik nur die Spitze der Kultur durch-

dringt, sonst aber ein magisch-polytheistisches System von zum

Teil wüsten Diensten bestehen läßt! Ebenso steht es mit der alt-

chinesischen Taomystik, neben welcher ein magischer Naturdienst

und besonders auch ein magisch mitbestimmter Ahnendienst, ein-

hergehen; auch für die altägyptische Zeit weisen die Pyramiden-

texte auf echte Mystik (obwohl diese in ihrer reinen und philoso-

phischen Gestalt uns bis jetzt meines Wissens nicht bekannt ist).

Jedenfalls spielte neben der Mystik die Magie eine beherrschende

Rolle. Im Mittleren und Neuen Reich überwucherte sie bekannt-

lich alles.

Dagegen bieten sich die deutlichsten Beispiele dafür, wie eine

fast ausschließlich magisch bestimmte Religion und Kultur aussieht,

in der mongolischen Welt, namentlich in den Geschichten vom

G e s s e r C h a n

1

u n d i n d e r c h i n e s i s c h e n u n d t i b e -

t a n i s c h e n K u l t u r , welche letztere besonders deutlich in

uralte Zeiten zurückweist. Der reinere, vom Magischen abgewandte,

mystisch mitbestimmte Buddhismus spielt in ihr auch heute prak-

tisch nur eine geringe Rolle

2

.

Noch das M i t t e l a l t e r zeigt uns einen großen Einschlag

magischen Lebens, wie neben den Hexenprozessen unter anderem

eindringlich die bekannten Geschichten des Mönches Cäsarius von

Heisterbach beweisen.

1

Vgl. die Übersetzung von Isaac Jacob Schmidt: Die Taten Bodga Gesser

Chan’s, des Vertilgers der Wurzel der zehn Übel in den zehn Gegenden, Leipzig

1839; vgl. auch Fêng-Shên-Yên-I: Die Metamorphose der Götter, deutsch aus

dem Chinesischen von Wilhelm Grube, herausgegeben von Herbert Mueller,

2 Bde, Leiden 1912.

2

Vgl. das oben S. 252 angeführte Werk über Milarepa, namentlich aber die

Schilderungen von Alexandra David-Neel: Heilige und Hexer, 2. Aufl., Leipzig

1932.