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losophie zeigte Spann, um wieviel der von ihm entwickelte reiche

Kosmos der ganzheitlichen Kategorien wissenschaftlich fruchtbarer

sei als die Kategorie der Kausalität.

Der Durchbruch zu diesem neuen Verfahren war in der „Kate-

gorienlehre“ (Jena 1924, 2. Auflage 1939) erfolgt. Dann kam — nach

der Bewährung der ganzheitlichen Kategorientafel in Gesellschafts-

wissenschaften und Philosophie — der oben bereits erwähnte Auf-

satz in der Below-Festschrift („Über die Einheit von Theorie und

Geschichte“, in: Aus Politik und Geschichte, Gedächtnisschrift für

Georg v. Below, Berlin 1928), der die Aufspaltung der Wissenschaf-

ten in nomothetische und idiographische und die damit nahege-

rückte Bezweifelung des Wissenschaftscharakters der historischen

Disziplinen überhaupt zu überwinden versuchte. Er wurde von

Spann in der Aufsatz-Sammlung „Kämpfende Wissenschaft“ be-

zeichnenderweise mit dem Ubertitel „Zur Grundlegung einer ganz-

heitlichen Logik“ versehen; der ursprüngliche Titel „Über die Ein-

heit von Theorie und Geschichte“ blieb als Untertitel bestehen.

In der Reihe von Werken, die der Neugründung eines nichtempi-

ristischen Verfahrens dienen, bringt sodann die „Geschichtsphilo-

sophie“ (Jena 1932) eine Kategorienlehre der Geschichte und die

„Natur- / philosophie“ (Jena 1937) den Versuch, auch für die an-

organische Natur die Fruchtbarkeit einer nicht-kausalmechanischen,

daher nicht von vornherein schon quantifizierenden und mathema-

tisierenden Betrachtung aufzuweisen.

Die Krönung aller dieser verfahrenkundlichen Arbeiten Othmar

Spanns aber ist dann das Alterswerk „Ganzheitliche Logik. Eine

Grundlegung“: Es enthält die kritische Auseinandersetzung mit je-

dem einzelnen Lehrstück und Problem der herkömmlichen Logik

von Aristoteles bis zum heutigen Stand der Logikwissenschaft, auf

die alle der Verfasser in mühevoller Kleinarbeit eingeht. Und es

enthält das entfaltete Lehrgebäude einer ganzheitlichen Logik, das

wiederum — nach allem bisher Gesagten erwartungsgemäß — durch

einen Schlußteil „Verfahrenlehre“ überhöht wird. Was mit der

„Kategorienlehre“ begonnen wurde, ist nun in der „Ganzheitlichen

Logik“ vollendet.

Zu dem heute immer machtvolleren Ringen aller Wissenschaften

um die Schicksalsfragen ihres Verfahrens, zu dem Ringen um ein

neues Verfahren, ja um ein neues Weltbild und um eine neue Ein-