Einleitung
I. Vom Begriffe der Logik als Wissenschaft
Es gehört zum Höchsten was dem Menschen beschieden ist, den
Geist im Glanze seiner Selbstmacht, im Denken, zu betrachten.
Im Denken wohnt der Mensch wie im reinen Ätherlichte der
Gottheit, durchdringt frei das All und erkennt in dieser seiner Frei-
heit den wahren Quell seines Wesens, erkennt sich in ihr seinem
höheren Ursprünge nahe.
Denn eben das ist (wie später genau zu zeigen sein wird) das We-
sen des Gedankens, sich von seinem Gegenstande loszulösen, sich
ihn gegenüberzustellen und ihn dadurch zu erkennen. So steht er
sieghaft, frei über seinem Stoffe, ü b e r h ö h t er die Natur. Er
erkennt sie aber damit zugleich als vom Geiste bestimmt: der Ge-
danke beherrscht die Welt! Alle großen Philosophen der Geschichte,
Platon, Aristoteles, die gesamte Mystik, der beste Teil der Schola-
stik, Leibniz, Fichte, Schelling, Hegel, Baader lehrten übereinstim-
mend die Welt als geistbestimmt.
Davon ist nun die hohe Würde der Wissenschaft der Logik be-
stimmt. Indem es die Logik, in welchem Sinne auch immer, mit dem
denkenden Geiste zu tun hat, nimmt sie an dem Königtume des
Geistes teil.
In welchem Sinne ist aber die Logik Wissenschaft vom denkenden
Geiste? Es ist klar: für die Beantwortung dieser Frage kommt alles
darauf an, was unter Denken zu verstehen sei. Wir stoßen hier auf
zwei grundsätzliche Möglichkeiten, die idealistische, metaphysische
und die empiristisch-sensualistische, materia- / listische. Beide wer-
den wir später genau zu betrachten haben. Fürs erste genüge ein
kurzer Überblick.
Die empiristische Auffassung, welche heute, wenn auch meist ver-
kappt, durchaus herrscht, sieht im Denken eine Verbindung von
Vorstellungselementen, welche Verbindung von mechanistisch-