Table of Contents Table of Contents
Previous Page  918 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 918 / 9133 Next Page
Page Background

20

[7/8]

Beziehungen und Probleme sich ergeben, welche als die spezifisch

nationalökonomischen“ gelten, in keiner Weise erbracht worden

1

.

Trotz dieser Einwendungen dürfte die stoffliche, sozusagen

technologisch gerichtete Auffassung heute die Oberhand haben. So

sagt Cassel, ein sonst kritisch veranlagter Theoretiker, bezeichnend:

„Die Volkswirtschaft muß wohl aus Zweckmäßigkeitsgründen von der

Technologie geschieden werden, aber nirgends findet eine sachliche

Trennung der Volkswirtschaft von der Technik statt.“

2

Dieser

Standpunkt ist von bewundernswerter Folgerichtigkeit, aber

grundfalsch. Man überlege doch, welche ganz anderen Aufgaben ein

Maschinenbauingenieur und ein kaufmännischer Leiter in der

Maschinenfabrik haben. Der erstere hat die Ursächlichkeit (technische

Kausalität) als Gegenstand vor sich, der andere vor allem das

„Kalkulieren“, den Ein- und Verkauf.

Unter denen, welche zuerst die zum Siege gekommene

materialistisch-technische Auffassung zurückzuweisen versucht

haben, war, wenn von Adam Müller abgesehen wird, Hermann der

bedeutendste

3

. Er erklärt, daß nicht die Güter, vielmehr nur ihre

„quantitativen Wertverhältnisse“ Gegenstand der Volkswirtschafts- /

lehre seien. Wirtschaft ist ihm die „messende, ordnende, Mittel und

Zweck abwägende Tätigkeit, der sich in wesentlich gleicher Weise alle

. . . materiellen Geschäfte unterwerfen müssen, welche lediglich auf

die Befriedigung von Bedürfnissen gerichtet sind . . . Die Darlegung

der Gesetze. . ., nach denen die quantitative Zuratehaltung der Güter

zu möglichst wirksamer Befriedigung der Bedürfnisse . . . erfolgt, ist

die Aufgabe der ... Volkswirtschaftslehre ...“ Wirtschaftslehre ist

„Größenlehre der Güter“. Wie verheißend diese Betonung des

„Zuratehaltens“, der „abwägenden Tätigkeit“ auch in dieser

Begriffsbestimmung ist, die Berufung auf „materielle Geschäfte“ und

auf stoffliche „Güter-Quantitäten“ beweist, daß die Befreiung vom

stofflichen (technischen) Gesichtspunkte nicht ganz gelang.

Die zweite große Schwierigkeit im Begriffe der Wirtschaft, mit

welcher eine andere, reinere Auffassung zu kämpfen hat, ist die,

1

Alfred Amonn: Objekt und Grundbegriffe der theoretischen Nationalökonomie,

Wien 1911, S. 83 f.

2

Gustav Cassel: Das Recht auf den vollen Arbeitsertrag, Göttingen 1900, S. 7.

3

Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann: Staatswissenschaftliche

Untersuchungen, 1832, 2. Aufl., Wien 1870, S. 67 f.