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Wirtschaft ab
1
. Dagegen rechnet er doch das Bedürfnis, die
„Psychologie“ des Bedürfnisses zur Wirtschaft — die doch notwendig
eine Lehre von der „Konsumtion“ ist. Ferner liegt auch im 4. Merkmal,
wonach die Auswahl der Bedürfnisse zur Wirtschaft zu rechnen sei,
eine Hereinziehung des Bedürfnisses (und damit des Verbrauches und
dessen Psychologie) vor. Dadurch wurde der reine Mittel- Charakter
der wirtschaftlichen Tätigkeit (beziehungsweise ihrer Hilfsmittel, der
Güter) getrübt, verwischt. Vor allem blieb die Frage ungeklärt: was es
denn sei, das ein Ding zum Mittel mache. Statt der einzig möglichen
Antwort (die wir weiter unten näher begründen werden): die
Zweckbezogenheit die Eigenschaft, Vorstufe zu einem Endzweck zu
sein, antwortet Menger gelegentlich der Untersuchung des
Gutsbegriffes: die „kausale Eignung“
2
, was wieder einen Rückfall in die
technischen Momente bedeutet, indem so das Mittel nicht als Mittel
— nämlich als Vorstufe des Zweckes — erfaßt wurde, sondern wieder
seine Kausaleigenschaften, die doch rein physikalisch-technischer Art
sind, hereingezerrt worden sind. Es gilt aber, nicht nur dem
Technischen, sondern auch dem Verbrauch, dem Ziele gegenüber eine
Vermischung zu vermeiden. Dem Sachgute gegenüber wird nämlich
das technische, dem Konsumtivziele oder Bedürfnis gegenüber das
seelische Moment zur Gefahr für den Begriff „Wirtschaft"! Die gesamte
Grenznutzenschule ist beiden Gefahren erlegen. So nennt von Wieser
noch neuerdings sein Verfahren ein „psychologisches“
3
. Mit beiden
aber, dem Technischen wie dem Seelischen, hat die Wirtschaft, wie
wir später beweisen werden, nichts zu tun; Seelisches und Technisches
sind nur Voraussetzungen, nur äußerliche Hilfsmomente des
Wirtschaften, liegen aber selbst auf einer absolut anderen Ebene.
I
Eine Einführung des Psychologischen in anderer Form ist auch die
bekannte „Motivationslehre“, die besonders von Adolph Wagner, aber
auch von der geschichtlichen Schule
4
gepflegt wurde. Motiv und
Zweck sind aber, psychologisch aufgefaßt, eine und dieselbe Tat-
1
Carl Menger: Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften,
Leipzig 1883, S. 232.
2
Carl Menger: Grundsätze der Volkswirtschaftslehre, S. 3 und öfter.
3
Friedrich von Wieser: Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft (— Grundriß
der Sozialökonomik, Abt. 1, Tübingen 1914), S. 132 ff.
4
Siehe Gustav Schmoller: Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre,
Bd 1, 3. Aufl., Leipzig 1900.