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noch vermischbar, gleichwie im Januskopf beide Gesichter zwar demselben Träger
angehören, aber doch nach verschiedenen Richtungen blicken. Hierauf wird noch öfter
zurückzukommen sein.
4.
N o c h m a l s d a s V e r h ä l t n i s v o n M i t t e l u n d Z w e c k
Für die verfahrlichen Bedürfnisse der Volkswirtschaftslehre dürfte die obige
Unterscheidung von Mittel und Ziel und die Ausgangsbestimmung der Wirtschaft als ein
Inbegriff
von
Mitteln
für
Ziele
hinreichend
begründet
sein.
Erk e n n t n i s t h e o r e t i s c h ist die Sache aber namentlich vom Standpunkt jener
Schule aus nicht erschöpft, die den Gegensatz von Sollen und Sein heute so sehr in den
Mittelpunkt ihrer Studien gestellt hat. Hier bietet sich die Frage dar, ob das Mittel in die
Welt von Ursache und Wirkung oder in die Welt der Werte gehört. Offenbar haben
beide Elemente, das Wertelement und das der Ursächlichkeit, eine Stellung im Begriffe
des Mittels. Denn Mittel ist etwas in der Wertwelt kraft seiner Zweckbeziehung, in der
Ursachenwelt kraft seiner bewirkenden Ursächlichkeit. Doch sollte diese Tatsache keine
Verwirrung anstiften: Für die wirtschaftliche Betrachtung ist Mittel etwas immer nur als
Bestandteil der Hierarchie der Werte; denn indem etwas Mittel für ein Ziel wird (sei cs
eine geistige Tatsache, sei es ein stoffliches Ding), wird es Vorstufe, Zwischenzweck,
Vorzweck: es g e h t a l s o n o t w e n d i g i n d a s S y s t e m , i n d i e
R a n g o r d n u n g d e r W e r t e e i n , und zwar vermöge der Ursächlichkeiten,
die sich in ihm darstellen; aber i n d e m es eingeht und zum Vorzweck wird, erlangt es
die Relation zum Werte, wird es Glied des Wertsystems.
Als das Wesentliche in der Rangordnung der Werte ergibt sich demnach:
1.
Der jeweils niedere Wert wird zum Zwischenzweck oder Vorzweck gegenüber
dem höheren.
2.
In dieser Eigenschaft heißt er Mittel.
Die U r s ä c h l i c h k e i t d e s M i t t e l s b l e i b t s o l c h e r m a ß e n
v ö l l i g b e i s e i t e ; einzig und allein indem etwas in die Zweckbeziehung
(Zweckrelation) eingeht, erwirbt es den Mittelcharakter — gleichgültig welche Stelle ein
beliebiger Wert in der Rangordnung der Werte einnimmt; stets ist es das Verhältnis zum
höheren Werte, das ihm den Charakter des Vorzwecks oder Mittels verleiht. Nur der
jeweils oberste Wert in der Ordnung (z. B. das höchste Wesen) kann niemals Mittel, er
muß immer Zweck sein; und nur der jeweils unterste Wert kann niemals Zweck, er muß
immer Mittel, reines Mittel sein. Was so im System der Werte den Begriff des Mittels
schafft, ist, um es wiederholt zu sagen, die Beziehung als „Vorzweck“ zu einem höheren
Zweck. A l l e s , w a s z u e i n e m h ö h e r e n W e r t e e i n e
B e z i e h u n g a l s „ V o r z w e c k “ h a t , w i r d z u m M i t t e l im
teleologischen Sinne, es wird Mittel, s o f e r n diese Beziehung da ist, im Bereich dieser
Beziehung; außerhalb derselben bleibt es Selbstzweck (sofern es außerhalb dieser
Beziehung noch da ist). Statt „Wirtschaft ist Mittel für Ziele“ hat man daher bei dieser
Art, die Dinge zu sehen, den Begriff des Mittels so auszudrücken: das Hinaufschauen der
Werte zu einem höheren Wert begründet die Welt der Unterordnung unter Höheres,
und dieses Unterordnungsverhältnis ist der Boden, ist die Grundlage für die Wirtschaft;
oder: die Werte als sich unterordnende sind der Stoff der Wirtschaft, das heißt eben: als
„Mittel für Ziele“. Umgekehrt: das Hinunter-