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und Wohnung (also für die Vitalität) erschöpft, der üblichen „materiellen Auffassung“
der Wirtschaft recht zu geben; denn danach müßte die Massenwirtschaft fast ganz in
leiblicher Fürsorge aufgehen. Doch wird dabei übersehen, daß im Rahmen des Ganzen
der Volkswirtschaft noch immer ungeheuere Aufwendungen für höhere geistige Zwecke
geschehen, die von der Volkswirtschaftslehre ebenfalls erklärt werden müssen. Überdies
wird ein großer Teil der Kulturwirtschaft von Kollektivkörperschaften (Staat,
Gemeinden, Vereinen) geführt; ihre Bedeutung geht daher weit über das, was
Haushaltsrechnungen lehren, hinaus.
2.
Die E i n t e i l u n g d e r Z i e l e
kann auch statt nach genetischen noch nach anderen Gesichtspunkten erfolgen als oben.
Hauptsächlich wären dann zu unterscheiden: gegenwärtige und zukünftige Ziele;
persönliche und gesellschaftliche oder Gemeinziele (Individualwirtschaft, Gemein- oder
Kongregalwirtschaft, Staatswirtschaft, Volkswirtschaft); ferner teilbare und unteilbare
Ziele (z. B.: Durst teilbar — Brille unteilbar, worauf von Böhm-Bawerk hingewiesen
wurde). Alle diese und andere Einteilungen sind bereits gelegentlich in theoretischen
Untersuchungen fruchtbar gemacht worden.
3.
Zur A b g r e n z u n g d e r W i r t s c h a f t v o n d e n a n d e r e n
T e i l g a n z e n d e r G e s e l l s c h a f t
Wenn Amonn erklärt, daß weder die Beziehung von Mittel und Zweck noch die
Arbeitstätigkeit das Wesen der Wirtschaft abgrenzen könne, weil die erstere Beziehung
technisch sei, die zweite jede Tätigkeit, nicht nur die wirtschaftliche, enthalte, so ist diese
Einwendung nicht durchschlagend. Die Abgrenzung der Wirtschaft vom Technischen
wird später zu untersuchen sein. Um das Verhältnis von „Mittel“ und „Arbeit“ genau
festzustellen, handelt es sich jetzt nur darum, den Begriff des Mittelseins eines Dinges
genau abzugrenzen und jene Fälle, in welchen ein Ziel hinterher (später) Mittel oder die
Schöpfung des Mittels zugleich Erreichung des Zieles ist (wie bei den Leibesübungen,
den staatlichen Leistungen und anderen Arbeiten), in ihrer Gedoppeltheit zu erkennen.
Sofern eine Erscheinung in solchen Fällen der Erreichung anderer Ziele dient, ist sie
Mittel, reines Mittel; sofern sie als Empfindung in sich selbst einen Wert trägt, ist sie
Selbstzweck und in keiner Weise Mittel! D a h e r g e h ö r e n s o l c h e
E r s c h e i n u n g e n n i c h t z u r W i r t s c h a f t , s o f e r n s i e a l s
G e s u n d h e i t ,
S i t t l i c h k e i t ,
G e r e c h t i g k e i t ,
S t a a t
a n g e s e h e n w e r d e n ; s i e g e h ö r e n a b e r z u r W i r t s c h a f t ,
s o f e r n s i e M i t t e l f ü r d i e s e o d e r i r g e n d w e l c h e a n d e r e
Z w e c k e s i n d .
So ist, wie schon erwähnt, das Wechselrecht zwar ein Recht (Gerechtigkeit) und
insofern in keiner Weise Mittel; es ist aber auch ein Mittel, Kredit zu erhalten und
Kreditgeld in die Welt zu setzen. Solches Mittel ist es also nicht, sofern es „Recht“ ist,
sondern sofern es (infolge gewisser bewirkender Eigenschaften) zur Erreichung jener
Ziele dienlich ist. Wenn in der empirischen / Realität sich auch Recht und Kreditgeld,
Zweck und Mittel zugleich verwirklicht, so sind doch die beiden Elemente grundsätzlich
niemals miteinander vermischt