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zukünftigen Unterhalts- und Kulturwirtschaft dient, andererseits aber

zugleich Wirtschaft für die eigene und letzte Zielerreichung selbst ist,

sofern nämlich in der Erziehung eine eigene Bedürfnisbefriedigung,

eine eigene Hervorbringung geistiger Werte liegt. In diesem Maße ist

sie unmittelbar Kulturwirtschaft.

Zusammenfassend können wir sagen: Nach den Zielen, denen die

Wirtschaft dient, sind

1.

Unterhalts- und Kulturwirtschaft die primären

Wirtschaftszweige;

2.

organisatorisch-politische Wirtschaft sind je besondere,

abgeleitete Wirtschaften, Hilfszweige jener primären

Wirtschaft;

3.

die Erziehungswirtschaft nimmt eine Zwitterstellung ein, indem

sie sowohl abgeleitete wie selbständige Wirtschaft ist.

Zur besseren Klärung der oben behandelten Fragen von Mittel und

Zweck mögen für jenen Leser, der an verfahrenkundlichen Fragen

Anteil nimmt, noch folgende Zusätze dienen.

Z u s ä t z e

1.

Z u r E i n t e i l u n g d e r W i r t s c h a f t

D i e a u s d e n Zielsystemen gewonnene Einteilung der Wirtschaft ist wichtig,

weil sie die innersten und letzten Aufgaben der Wirtschaft des Individuums und Volkes,

die Abhängigkeit der Wirtschaft von a l l e n Zielen des Lebens verstehen lehrt und so

zeigt, daß Wirtschaft unmöglich nur mit stofflichen Gütern und vitalen Bedürfnissen zu

tun hat. Sie ist aber auch für besondere Fragen, wie die Handelspolitik und

Handelsbilanz, nicht ohne Bedeutung.

Zum Beispiel spielt die Ein- und Ausfuhr von Mitteln für geistige

Bedürfnisbefriedigung wie literarischer Erzeugnisse, Malereien, wissenschaftlicher

Arbeiten, Vorträge, Filme, Erziehungsgüter, Bücher als Ein- oder Ausfuhrwert in den

Handelsbilanzen der Völker gar keine oder eine kaum sichtbare Rolle; dennoch haben

diese Güter große Bedeutung. Das geistige Gut, das der reichs- deutsche

Verlagsbuchhandel verlegt und vertreibt, stammt z. B. zu einem weit größeren Teil aus

Deutschösterreich, / als in der Handelsbilanz, ja selbst (auf Grund der mageren Honorare)

in der Zahlungsbilanz zum Ausdruck kommen kann. Oder man beachte, wie unsere

deutschen Bühnen mit französischen Stücken leichtester Sorte seit Jahrzehnten

überschwemmt werden, oder was für Modemodelle dorthin aufgewandt wird. Überhaupt

lehrt die Einteilung der Wirtschaft nach Zielen, daß die wirtschaftliche Tätigkeit eines

Volkes nicht mit der Bestellung von Grund und Boden und der Arbeit in

Industriebetrieben allein ausgefüllt wird. Zwar scheinen die Ziffern der

Haushaltsrechnungen, indem sie zeigen, daß das kleine Einkommen sich fast ganz in den

Ausgaben für Nahrung