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Ziele) zu treffen

1

.

Dies ist nicht richtig, ist mit der reinen Dienstbarkeit,

der Mittelhaftigkeit der Wirtschaft nicht vereinbar. Ist die Wirtschaft

ihrem Begriffe nach dienstbar, so steht die Wichtigkeit der Ziele von

sich aus (von der Wertwelt aus) fest, und die Auswahl geschieht in der

Wertebene selbst. Die Mittel dienen zur Erreichung der Ziele nach

Maßgabe der Wichtigkeit; diese Wichtigkeit wird allein in der

Erwägung der Werte selber entschieden, nicht in der Erwägung der

Mittel

2

.

Zusatz über die materialistische Geschichtsauffassung

Von der Forderung der Trennung des Mittels vom Ziele aus ergibt

sich auch ein Blick auf die materialistische Geschichts- / auffassung. Ist

die Wirtschaft ihrem Begriffe nach dienstbar, dann zeigen sich alle

Geschichtstheorien, die im äußeren Mittel den Schwerpunkt der

geschichtlichen Entwicklung sehen, als im Innersten verkehrte

Auffassungen des Verhältnisses von Wirtschaft und Gesellschaft.

Neben den Versuchen, aus Klima, geographischer Lage und ähnlichen

Einflüssen der Umwelt die Kultur und ihre Geschichte abzuleiten, der

„Milieutheorie“ von Buckle, Taine, Gumplowicz, gehört hierher

insbesondere die sogenannte „materialistische Geschichtsauffassung“

von Marx und Engels. Diese erklärt bekanntlich den Ablauf der

Geschichte nicht aus der Ideenbewegung (der Zweckwelt und ihrer

Gültigkeit), sondern primär aus den wirtschaftlichen Vorgängen. Nach

ihr wäre nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung für sich selbständig,

sondern es wären auch Recht, Staat, Wissenschaft, Religion und alle

anderen gesellschaftlichen Zwecksysteme nur geistige Reflexe des

materiellen Daseins. Marx sagt: „Es ist nicht das Denken der Menschen,

das ihr gesellschaftliches Sein, sondern ihr Sein, das ihr Denken

bestimmt.“ Religion, Recht, Staat wären daher als „Ideologien“ nur

Abhängige, nur der „Überbau“ und die äußere Form, welche die

Wirtschaft, der „Unterbau“, der Gesellschaft gibt. „Die

Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen,

politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.“

3

Die Geschichte

1

Siehe oben S. 21 f.

2

Vgl. darüber noch unten in der Verfahrenlehre, S. 287 ff.

3

Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1859, S. V.