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logische Verhältnis von Mittel und Ziel zu ihrem Gegenstande.
W o r i n b e s t e h t n u n d i e s e s V e r h ä l t n i s , welche
Bestandstücke liegen in ihm beschlossen? Wenn dies bestimmt wird, so
ist der Begriff Wirtschaft vollendet.
Fassen wir zuerst nur das Grundsätzliche ins Auge, so sehen wir, wie
das bloße Verhältnis von Vorzweck zum Endzweck noch keine
aktuierte, sondern vorerst noch ungeborene Wirtschaft, nur
schlummernde, nur latente Wirtschaft bedeutet. Es ist noch ein
Zustand, den man als „Wirtschaftslosigkeit“ kennzeichnen muß, wenn
sich die Mittel oder Vorstufen für die Ziele wunschgemäß ein- / stellen,
wie z. B. die frische Luft beim Atmen, oder wenn Boden, Arbeit und
alle Erzeugungsmittel und Genußmittel im Überfluß da sind, also
überhaupt jeder Vorzweck beliebig verwirklicht werden kann.
Erst wenn nicht alle Ziele erreichbar sind, dadurch nämlich, daß
nicht für alle Ziele Vorzwecke da sind, erst mit diesem F e h l e n d e r
M i t t e l , erst mit dieser Knappheit, Unzulänglichkeit der Vorzwecke
gegenüber den gültigen, den gesteckten Endzwecken wird das
teleologische Verhältnis vom Mittel zum Zweck lebendig: indem nun
der Endzweck eine ganz bestimmte Geltungsbedingung der Vorzwecke
wird! E r s t d a m i t e n t s t e h t W i r t s c h a f t . Diese genau
bestimmte und bestimmbare G e l t u n g der Endzwecke für die
Vorzwecke, welche allein erst lebendige, wirkliche Wirtschaft
begründet, muß erster Gegenstand jeder Untersuchung über den Begriff
der Wirtschaft sein. Sie stellt sich dar:
1.
als Ausgleich der Vorzwecke, indem die Vorzwecke auf die
Endzwecke nach dem Maße von deren Wichtigkeit (nach dem Maße
ihres
Geltungsgrades)
aufgeteilt
werden:
der
A u s g l e i c h u n g s g r u n d s a t z ;
2.
als Sparen: der S p a r g r u n d s a t z ; worunter wir verstehen:
jeder nach dem Ausgleichungsgrundsatz gegebene Vorzweck ist seinem
gegebenen Endzweck gegenüber vollauf gültig, das heißt, wird als
Vorzweck vollständig beachtet, vollständig „ausgenützt“, ist „soweit als
möglich“ Vorzweck.
A u s g l e i c h e n
h e i ß t
f e s t s t e l l e n ,
w e l c h e
M i t t e l a l s V o r z w e c k e f ü r w e l c h e Z i e l e g e l t e n
s o l l e n ;
S p a r e n
h e i ß t
d i e s e
G ü l t i g k e i t
f e s t h a l t e n , heißt den Verlockungen des Augenblickes
widerstehen und vorkommenden Augenblickszielen nicht mehr an
Vorzwecken zugestehen, als ihnen ausgleichsgemäß zukommt; ein
solches „mehr“ wäre das Gegenteil