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nicht eigentlich in den Bereich der Marktreife, sondern vielmehr in

den der Werkreife: Frachtführerwesen, Eisenbahn, Post, Draht dienen

wohl dazu, um den Gütern die ihnen vom Handel zugedachte

Marktreife auch wirklich zu geben, indem sie sie an ihre betreffenden

Örtlichkeiten

bringen;

dennoch

haben

sie

an

dieser

Marktreifeverleihung als solcher selber keinen Anteil, weil sie nur die

räumliche Unterlage des Marktes betreffen, nicht diesen selbst. Der

Verkehr ist als Ortsreife nur ein Gebilde der Markt h e r s t e l l u n g

(technischen Marktproduktion), nicht der Markt r e i f e Verleihung an

die Güter. Er bestimmt nicht, auf w e l c h e n Markt die Güter

kommen (das tut der Handel), sondern er bringt sie nur an den Ort des

durch den Handel bestimmten Marktes und ist daher am besten zur

Werkreife im engeren Sinne zu rechnen. — Außerdem kommt

allerdings dem Verkehr noch eine eigene Verrichtung höherer

Ordnung zu: die Herstellung der M a r k t g r ö ß e , die Beschaffung

der Menge von Käufern und Verkäufern, von Nachfragen und

Angeboten, die zu Kauf und Verkauf zusammengeführt werden. In

dieser seiner Verrichtung möchte ich den Verkehr doch wieder nicht

ganz zur Werkreife rechnen. Bekanntlich hat schon Adam Smith die

Marktgröße als Bedingung der Arbeitsteilung / betrachtet

1

. Ob eine

Fabrik nur eine Stadt, eine Landschaft oder eine ganze Volkswirtschaft

mit ihren Erzeugnissen versorgen kann, ist durchaus nicht gleichgültig,

sondern für den Grad ihrer „Spezialisierung“ (Berufsteilung) und für

die mögliche Betriebsgröße (innere Arbeitsteilung) maßgebend.

„Verkehr“ ist solchermaßen nicht selbst ein p r o d u k t i v e s

E l e m e n t i n d e r W e r k r e i f e , sondern nur marktherstellend

(und d a r i n allerdings selber erzeugend); denn die Verkehrsweite

(Marktgröße) ist Mitbedingung für die Werkerzeugung.

Die Marktreife der Güter ist von der des Geldes zu unterscheiden.

Der große Güterstrom erhält seine Marktreife in vielen

Zwischenstufen, nämlich indem er nach jeder Veredelungsstufe, die er

erreicht, einen Zwischenmarkt passiert und für jeden dieser

Zwischenmärkte durch Handel je eine neue Marktreife erfordert. So

durchläuft das Holz die Stufen und Märkte von Säge, Zimmerplatz,

Fraiseanstalt, Tischlerei, Verbrauchsstelle jeweils durch entspre-

1

In seinem Beispiel von der Nagelschmiederei, An Inquiry into the Nature and

Causes of the Wealth of Nations. Edinburgh 1839, Buch 1, Kapitel 3.