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die der Verwirklichung von Werten dienen, bilden die Welt der Mittel.

Das Mittel ist daher:

1.

ein Inbegriff von Ursächlichkeit,

2.

(von der anderen Seite her gesehen) ein Inbegriff von Wertbezug,

Zweckbezug; dieser letztere Begriff des Mittels ist der, eine Vorstufe,

ein Vorzweck für den Endzweck, den Eigenwert zu sein. Man kann dies

den normativen, zweckhaften, werthaften, finalen, axiologischen oder

teleologischen Begriff des Mittels nennen. Die Begriffserklärung des

Mittels im zweckhaften Sinne lautet daher: M i t t e l i s t , w a s

(vermöge seiner bestimmt beschaffenen Ursächlichkeit) in die

R a n g o r d n u n g d e r W e r t e e i n g e t r e t e n i s t , was

Wertbezug erlangt hat.

Es sei gestattet, dem Obigen ein anschauliches Beispiel hinzuzufügen. Ein

Volksrätsel läßt die Glocke sagen:

„Ich rede ohne Zunge

Und schreie ohne Lunge,

Ich habe auch kein Herz

Und nehm’ doch teil an Freud’ und Schmerz.“

Hier wird die Glocke durch ihre Zweckbeziehung erklärt — als redend, schreiend,

teilnehmend. Die Glocke ist daher in der Hand der Menschen ein Mittel, dem die

gewöhnlichen ursächlich-physiologischen Unterlagen (Zunge, Lunge, Herz) zur

Erreichung des Zieles fehlen. Die zweckhafte Mitteleigen- / schaft erscheint so deutlich

gesondert von der ursächlichen Wirkungsweise. Die Glocke ist Mittel trotz ganz anderer

als der sonst wirksamen Ursächlichkeitsvorgänge.

II.

Zwecksysteme und Mittelsystem in der Gesellschaft

Betrachten wir die verschiedenen Gebiete der Gesellschaft, so finden

wir als solche, die ihrem Wesen nach das Wertvolle, die Zwecke zum

Inhalte haben, Gebiete wie: Wissenschaft, Kunst, Religion, Sittlichkeit,

Recht, Staat, denen das Wahre, Schöne, Heilige, Gute, Rechte als

Urwert zugrunde liegt. Das e i n z i g e G e b i e t h i n g e g e n ,

d e m

d e r

W e r t

i n

j e n e m

S i n n e

d e s

S e l b s t z w e c k e s f e h l t , i s t d i e W i r t s c h a f t . Sie

liegt im Reich der Mittel. Dies bestätigt jeder Blick auf die Wirtschaft.

Sehen wir auf die Erzeugung in der Wirtschaft, so finden wir Grund und

Boden, Rohstoffe, Maschinen, Eisenbahnen und Arbeitsleistungen;

sehen wir auf den Markt, so finden wir Nahrung, Feuerung, Wohnung,

Zimmergerät — immer zeigt sich ein Inbegriff von Dingen, die zu etwas

dienen, die aber selbst nichts Wertvolles sind. Die erste, allgemeinste

Formel für den Begriff der Wirtschaft