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lautet daher: „ W i r t s c h a f t i s t e i n I n b e g r i f f v o n
M i t t e l n f ü r Z i e l e . “
Was nun den Gegensatz von Mittel und Ziel so verdunkelt, was
bisher verhindert hat, daß er zur Achse des Begriffs der Wirtschaft
wurde, sind vornehmlich drei Erscheinungen:
Erstens, daß fast jedes Mittel auch Eigenwert, Selbstzweck sein kann,
daher viele Mittel der Wirtschaft zugleich sehr hohe, ja höchste Zwecke
darstellen; wie die Wissenschaft, in dem schon angeführten Falle der
mathematischen Formel im Dienste des Brückenbaues, als Mittel in den
Dienst des Erzeugens undWirtschaftens gestellt wird. Echte Werte also,
die ihre Rechtfertigung ganz aus sich selbst zu schöpfen vermögen,
können in manchen Beziehungen z u g l e i c h doch wieder Mittel,
Zwischenzwecke, Haltestellen zu a n d e r e n Zwecken werden. Wir
werden diese Mittel „Mittel höheren Stammes“ nennen und sie unten
näher betrachten
1
.
Zweitens, daß je nach der wirklichen Gültigkeit der Werte einmal
etwas ein höchstes Ziel sein kann, was für andere Wertgebäude und
Menschen niedrigstes Mittel ist, so wenn die heilige Eiche Donars von
Christen gefällt und vielleicht als Heizmittel verwendet wird, oder
wenn niedrige Verrichtungen für den Asketen Wert bedeuten, dem
Eudämonisten Abscheu erwecken, oder wenn in der einen Philosophie
„Gott“, in der anderen „Glück“ der höchste Wert ist. Dies / heißt aber
nur, daß die Zweck i n h a lt e wechseln, nicht, daß bei g e g e b e n e r
Geltung eines Zweckes Zweck und Mittel je verwischbar wären.
Drittens, endlich, daß die Glieder von Werten, z. B. die Töne in
einem Lied, fälschlich als „Mittel“ betrachtet werden, während sie in
Wahrheit dem Werte selbst zugehören, seine gliedlichen Bestandteile
sind.
Neben diesen verwickelten Fällen gibt es zum Glück allerdings noch
Mittel genug, die unter allen gewöhnlichen Umständen Mittel bleiben,
wie die meisten Sachdinge — reine Mittel.
Im Folgenden soll dieser Tatbestand kurz betrachtet werden.
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Siehe unten S. 41 ff.