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gewollt werden können, weil sie selbst dann ihren Wert behalten,
wenn die Beziehung zu anderen Zielen und höheren Werten wegfiele.
Allgemeiner: alle jene Mittel, die aus einer sinnlichen Empfindung
(Bewegung, Wärme, Gesicht, Gehör, Geruch und so fort) oder einer
höheren geistigen Erscheinung (Gedanken, Gefühl) bestehen, können
zugleich selbst Zwecke in sich schließen.
Sehen wir uns den Umkreis dieser Mittel, wie er sich etwa bei den heutigen
Wertungen ergibt, näher an, so finden wir insbesondere:
1.
Die Handlung oder Arbeit. Diese ist zwar zunächst nur Mittel, da sie als Mühe
und Leid nicht selbst gewollt wird, sondern weil und sofern sie der Erreichung eines
Zieles dient. S o f e r n die Arbeit aber doch aus Freude an der Betätigung der Kräfte und
um des sittlichenWertes willen, der in ihr steckt, also rein um ihrer selbst willen gewollt
wird, insofern ist sie zugleich Selbstzweck, nicht mehr Mittel. Insofern würde sie auch
nicht um der Bezahlung willen (also weil sie Mittel zum Geldverdienen sein kann)
vollzogen, sondern lediglich um ihrer selbst willen.
So die Handlungen oder Arbeiten des Staatsmannes, Politikers, des Schauspielers,
Kritikers, Zeitungsschreibers, des gelehrten Forschers, des Künstlers, Priesters, sie alle
tragen grundsätzlich die Befriedigung in sich selbst, sie sind selber Endzwecke, mit
denen oft die höchsten persönlichen Werte und eigentlichen Lebenszwecke ihrer Träger
verwirklicht werden. Sofern «ie aber zugleich anderen Zwecken dienstbar werden, sind
sie dennoch Mittel. Ein anderes Beispiel: Liebe ist reinster, sich selbst genügender
beseligender Endzweck; wo nur um ihretwillen eine Verbindung geschlossen wird, die
aber trotzdem wegen zufälligen Vermögensbesitzes eine „Geldheirat“ bedeutet, so war
sie in diesem Dienste unbeabsichtigtes Gelegenheitsmittel. Der Erfinder mag aus reinem
Idealismus seine Nächte opfern, die Lösung seiner Aufgabe an sich schenkte ihm volle
innere Befriedigung; sofern er dennoch auch arbeitet, um reich zu werden, um die
erarbeiteten Einsichten als Mittel zu verkaufen: i n s o f e r n wird der Selbstzweck
zugleich Mittel. Desgleichen: der Dichter findet sein höchstes Glück im Erschauen seiner
Gestalten („Das Lied, das aus der Kehle dringt, ist Lohn, der reichlich lohnet“), sofern er
aber seinWerk zugleich der Erreichung von Zielen dienstbar macht, als Drama, als Buch,
als Zeitungsaufsatz sein Erzeugnis verkauft, insofern wird es Mittel. Der Schauspieler
spielt in Ergriffenheit seine Rolle, der Priester ist beseligt von seinen Symbolen der
Gottheit, der echte Forscher, Politiker, Zeitungsschreiber hingerissen von seiner
Aufgabe; sie alle gehorchen dabei ihren eigensten, rein geistigen, den inneren
apriorischen Gesetzen ihres Ideenkreises: der Dichter, Maler, Schauspieler dem Gesetz
der Schönheit und der Kunst, der Gelehrte dem apriorischen Gesetz / der Logik, der
Priester dem apriorischen Gesetz der metaphysisch-religiösen Empfindung; sie alle sind
im Reiche ihres Zweckes fern von jeder wirtschaftlichen Erwägung! Sofern aber alle
diese Vorgänge für a n d e r e Ziele Mittel werden: die Dichtung für auch echten
Kunstgenuß oder Zerstreuung; die Forschung für die Gütererzeugung, die Logik für die
Schulung und Bildung des Geistes