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„Tote und lebendige Wissenschaft“ als „Kleines Lehrbuch der
Volkswirtschaft“ bezeichnet).
Othmar Spann war selbst davon überzeugt und hat es immer wieder
ausdrücklich betont, daß das „Fundament“ sein grundlegendes
nationalökonomisches Werk sei. Spann war sich durchaus im klaren
darüber, daß er mit dieser seiner Grundlegung an die innere
Problementfaltung unserer Wissenschaft anschloß:
„Ich würde es daher geradezu für dilettantisch halten, mit dem Begriff
der Wirtschaft als einem leistenden System der Mittel für Ziele, den ich im
nachfolgenden entwickeln werde, und mit den methodologischen
Folgerungen, die ich daraus ziehe, den Anspruch auf neue sachliche
Entdeckungen zu erheben. Ganz im Gegenteil kann ich nur in der
Beobachtung eine Stütze finden, daß alle großen und erfolgreichen
Theoretiker unserer Wissenschaft, daß Quesnay, Adam Müller, Ricardo,
List, Thünen, Menger und alle die anderen schon diejenigen Verfahren und
Betrachtungsweisen geübt haben, die aus dem Gegenstandsbegriff unserer
Wissenschaft als die reinen und ihm allein angemessenen erkennbar sind.
Der Versuch, den ich hier vorlege, geht von Grundgedanken aus, die ich
in verschiedenen zerstreuten, zum Teil jugendlichen methodologischen
Veröffentlichungen ausgesprochen habe
1
, die aber nun, wie ich hoffen darf,
als Frucht einer vieljährigen Arbeit gereift und wert sind, als Ganzes dem
Urteil der Fachwelt unterbreitet zu werden.“
2
Und am Schlusse des „Fundaments“ heißt es — wiederum in schöner
Einordnung der eigenen Leistung in die Kette der Lehrmeinungen und
Problementfaltungen, deren große Gedanken nachzudenken Othmar
Spann immer wieder als den dem Studium der Geisteswissenschaften allein
angemessenen Weg erklärte —: „ S o l l e n S m i t h u n d R i c a r d o
v e r g e b e n s g e d a c h t u n d g e f o r s c h t h a b e n ? Dies ist die
letzte Frage, die sich uns aufdrängt: Und die Antwort darauf dürfen wir als
das im engeren Sinne dogmatische (nicht methodologische) Ergebnis
unserer Untersuchung betrachten: nein, sie haben nicht umsonst gedacht;
a b e r d e r T a u s c h b e g r i f f b e h a u p t e t n u r i n d e r
W e r t r e c h n u n g d e r W i r t s c h a f t j e n e z e n t r a l e S t e l
1
Eine Anmerkung dazu, die in der 1. Auflage lediglich auf die Neumann- Festschrift
und die erste Gestalt der Gesellschaftslehre (System der Gesellschaftslehre, Berlin 1914)
verweisen konnte, lautet in der 4. Auflage: „Zuerst in einem kleinen Aufsatz der
Festschrift für Friedrich Julius Neumann (Zur Logik der sozialwissenschaftlichen
Begriffsbildung), Tübingen 1905; dann 1907 (Wirtschaft und Gesellschaft, Dresden
1907) und 1908 (Der logische Aufbau der Nationalökonomie und ihr Verhältnis zur
Psychologie und zu den Naturwissenschaften, Zeitschrift für die gesamte
Staatswissenschaft, 64. Jg, Tübingen 1908); zuletzt in meiner Gesellschaftslehre, 1914, 2.
Aufl. Leipzig 1923.“
2
Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Jena 1929, S. 16, oben S. 29 f.