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form widerspricht nicht der gleichzeitigen Ichhaftigkeit als innerer
Seinsweise.
Die Gezweiung allein ist es auch, die aus ihrem Baugesetze heraus die
Unwiederholbarkeit, die Individualität fordert!
B . Ein e r n s t e r e r E i n w a n d
ist angesichts der herrschenden sozialpsychologischen Bestrebungen in
der naturalistischen Gesellschaftslehre folgender, den ich in zweifacher
Art formulieren möchte:
(1)
Daß es sich bei Gemeinschaft um seelische s o z i a l e T r i e b e
der Einzelnen handle, die es zueinander ziehe, wie etwa die Massen der
Mechanik, die sich nach dem Gravitationsgesetze anziehen.
Dieser Einwand fußt auf dem Grundgedanken, daß die Einzelnen samt ihren sozialen
„Trieben“ schon vorher — bevor sie Glieder der Gemeinschaft werden — grundsätzlich
geistig fertig, geistig gefestigt, geistig überhaupt be- / stehend wären — ein Irrtum, den wir
oben immer wieder zurückgewiesen haben. Es ist nicht der Fall, daß der Einzelne schon
vorher geistig existierte und er nun etwa durch die „Betätigung des sozialen Triebes“ diesen
nun verstärkte und entwickelte, aber dennoch grundsätzlich schon vorher überhaupt (jenes
geistige oder triebhafte) D a s e i n gehabt hätte. D e n n e r s t i m G l i e d s e i n w i r d
u n d i s t j e n e E i g e n s c h a f t , j e n e g e i s t i g e A k t u i e r t h e i t , d i e
v o r h e r , o h n e G l i e d z u s e i n , u n m ö g l i c h d a g e w e s e n s e i n k a n n .
Zum Beispiel kann Väterlichkeit an einem Menschen nicht sein außer dem Verhältnis Vater :
Kind. Es können wohl „Züge“, „Anlagen“ zur Väterlichkeit an einem Menschen erkennbar
sein, das heißt, man weiß, daß er einen guten Vater abgeben würde, woher? — selbst dies
nur, weil in verwandten Gemeinschaften, z. B. als „Kinderfreund“, als „Lehrer“, auch schon
verwandte Gliedlichkeit aktuiert, geweckt, geschaffen, ermöglicht wurde. — Dieser Einwand
beruht auf unlogischem Denken, daher ist er so schwer auszurotten.
2
(2) Verwickelter scheint der Sachverhalt schon gegenüber dem
Hinweis, daß doch auch in der Gezweiung die „ s e e l i s c h e
W e c h s e l w i r k u n g d e r G e z w e i t e n “ die Grundtatsache
bilde.
Auch hier kommt es in Wahrheit einzig und allein darauf an: denkt
man die Glieder der Gezweiung so, daß sie schon vorher geistig fertig
(geistig wesenhaft bestehend) gesetzt werden, bevor sie in die Gezweiung
„eintreten“, dann allein können „Wechselbeziehungen“ zwischen
Mitgliedern gesetzt werden; d e n n a l -