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schelrute an den Felsen des Herzens schlägt: und daß eine nicht in
Gezweiung entstandene Geistigkeit in der Welt unmöglich ist.
Alles geistige Werden ist ein E m p f a n g e n , ein Empfangen der
Seele, worin jederzeit zugleich Aktivität ist als Aufnehmen des vom
Andern mir Zugedachten sowohl wie als eigenste, ursprünglichste
Schöpfung. Es ist ein Empfangen, so daß Schüler, Kind und Zuhörer
ebenso wie der Liebende und das größte schaffende Genie und der
Mystiker von ihrem Gezweiten zuletzt sagen müssen: Du hast Neues in mir
geschaffen.
Hier trennt uns eine Welt vom Individualismus. Denn jenes Verhältnis
zwischen den Geistern, das wir als geistige Gemeinschaft oder Gezweiung
bezeichnet haben, zeigt sich niemals als ein solches, daß die
Gezweiungsglieder A und B als vorher schon fertige Geister miteinander in
„Beziehung“ träten; sondern sie zeigen sich eben nur als G l i e d e r . Dies
im folgenden Sinne:
A l l e G e i s t i g k e i t d e r M e n s c h e n w i r d e r s t
a n e i n a n d e r o f f e n b a r — gleichwie die Glieder eines Organismus
erst durch die Gegenglieder zu Gliedern werden, vorher, das heißt an sich
aber nicht Glieder, sondern nur ein Quantum Stoff sind; gleichwie die
Worte des Nibelungenliedes erst dadurch zu Gliedern des Liedes werden,
daß sie an einer bestimmten Stelle in den Strophen, in den Verszeilen und
Sätzen stehen, ohne diese Gliedstellung und Gegengliedstellung aber nur
Buchstabenhaufen wären; gleichwie die Reime eines Verses erst durch die
Gegenreime zu Reimen werden, ohne diese aber Wörter wie andere
wären; gleichwie die Worte der Sprache erst durch die Mitbedeutungen
der anderen Worte einen Sinn erhalten, ohne sie aber nicht Worte einer
Sprache wären und auch keinen Sinn erlangen könnten; gleichwie die
Merkmale eines Begriffs erst durch die Mitmerkmale ihre Bedeutung
erhalten, ohne jene aber gleichgültige Einzelheiten wären — gleichwie in
allen diesen Fällen nicht ein An-sich, sondern das G l i e d h a f t e den
Bestand des Einzelnen begründet; so gilt auch vom Menschen: der
m e n s c h l i c h e G e i s t h a t n i c h t E i n z e l h e i t , s o n d e r n
G e z w e i u n g z u r D a s e i n s f o r m . Ohne Gezweiung, ohne Sein
im Andern kann der menschliche Geist ebensowenig ein Selbst sein,
ebensowenig leben und werden, wie man ohne Wind segeln, wie man im
luftleeren Raum fliegen kann. Es ist ein Grundirrtum der uns
eingepflanzten indivi- /