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W e l t w o h n t d a s H ö h e r e , die „Ganzheit“, weil im Nie-
deren die Bezugnahme auf das Höhere liegt, da alles auf das Ganze
hingeordnet, darauf angelegt ist; in diesem Sinne ist auch der Ver-
brecher ein Glied der sittlichen Welt, wenn auch allerdings nur ein
verneinendes Glied.
„Geistiger Stand“ bedeutet daher:
(1)
die Zusammenfassung, der Ausdruck oder Träger von Ganz-
heit zu sein. A u s d r u c k v o n G a n z h e i t z u s e i n i s t
d i e G r u n d e i g e n s c h a f t d e s S t a n d e s ;
(2)
der jeweilige geistige Stand ist nicht Ausdruck der vollen
Ganzheit überhaupt, sondern: Ausdruck der Ganzheit in einem
Besonderen, das ist ein a r t e i g e n e r Ausdruck des Ganzen. Und
damit ist der Stand
(3)
ein solcher arteigener Ausdruck, der in E n t s p r e c h u n g
z u a n d e r e n S t ä n d e n s e i n e W e s e n h e i t b e s i t z t .
Weil er eben nicht alles ist, sondern nur ein Glied und daher nach
innen doch nur gleichsam ein Bruchstück nach außen hin und bei
aller Eigenheit des Fürsichseins doch durch und durch auf Gegenglie-
der angelegt, auf das Ganze hingeordnet ist. Das Ganze ist verbor-
gen, das Einzelne enthüllt.
In allen diesen drei Bestimmungsstücken ist von einer anderen
Seite her immer dasselbe gesagt. Sie sind eine Dreiheit, die das In-
nensein von Ganzheit im Einzelnen und das Bestehen von Einzel-
heit durch Ganzheit erklärt. Das Streben nach Ganzheit ist die
zweite, höhere Natur des Gliedes, der Einzelheit, welche sich in
dieser Natur selbst übertrifft, überwindet, zurückformt in die Ein-
heit (Rückverbundenheit des Standes im Gesamtganzen).
Es ergibt sich so der Begriff des geistigen Standes als eines
E i g e n - / O r g a n i s m u s , d e r a b e r d o c h w i e d e r n u r
a l s O r g a n b e s t e h t u n d w i r k t . Die Stände sind die Send-
linge und Schößlinge einer Stammeinheit, die sich in vereinzelt-
selbständige Organe scheidet. Sie sind Bestandformen eines Urstan-
des (des geistigen Lebens), sie sind das Mannigfaltige in der Einheit
1
.
Aus diesem Begriff des Standes, indem er die Seiten der Besonder-
heit und der Ganzheit zugleich umfaßt, folgt als wichtige soziologi-
sche Grundeinsicht: die N o t w e n d i g k e i t e i n e r M e h r -
1
Über „Stand“ im Gegensatz zum individualistischen Begriff der „Klasse“
vgl. unten viertes Buch, sechstes Hauptstück, dritter Abschnitt, S. 459 ff.