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anderem als in der Vermenschlichung der Welt, in A n t h r o p o -
m o r p h i s m u s .
Die animistische Erklärung, die manistische, die Traumerklärung,
der Euhemerismus, sie wie alle anderen gehen ja von der Ansicht
aus: der Mensch bilde sich überall die religiösen Vorstellungen nach
Art seiner selbst. Gott, Himmel, Unsterblichkeit seien rein mensch-
liche Wunschgebilde. Hiervon vermag nicht einmal der „Präanimis-
mus“ mit seiner angeblich „unpersönlichen“ Macht eine Ausnahme
zu machen, da doch die übersinnliche „Macht“ gerade nur nach
menschlicher Art bestimmbar, „beschwörbar“, gleichsam suggestibel
und hypnotisierbar gedacht wird. Ohne Verzückung, ohne seelische
Berührung, innere Versenkung gibt es ja keinen „Zauber“. Man
denke als Beispiel nur an die Schamanen. Auf einem durchaus rein
mechanistischen Standpunkt steht, wer meint, daß alle unmittelbare
Innenwirkung, Hellsichtigkeit und „Magie“ ganz und gar nur
Aberglauben und leeres Trugspiel wäre. Wenn die Natur auch nicht
selbst Geist ist, wie Schellings Naturphilosophie wollte, so ist sie
doch nicht aller Innerlichkeit und Bezogenheit auf den Menschen
bar und ebensowenig deistisch faßbar.
/
Will man das Religiöse in der Religion verteidigen, dann ist es
unerläßlich, daß man sich zu der Erkenntnis auf schwinge: Alle
anthropomorphistische Religionserklärung ist, wie dem Verfahren
nach individualistisch und psychologistisch, so dem Inhalte nach
gegenstandsblind und empiristisch, daher von Anbeginn unzuläng-
lich. Nie und nimmer ist das Subjektive und Menschliche Aus-
gangspunkt der Religion, wie schon Schelling lehrte, und überhaupt
nicht das Äußerliche, Sinnliche! Soziologischer Ausgangspunkt ist
der „objektive Geist“, der Kulturinhalt, der in aller Religion vor-
liegt. Inhaltlicher Ausgangspunkt und Thema des religiösen Geistes
sind in allen Kulturen, in aller Geschichte immer das Göttliche und
die göttlichen Mächte. Die Götter werden versinnlicht, nicht das
sinnliche Ding vergöttlicht
1
. In diesem Gedanken ist die Wider-
legung jeder Art von „Anthropomorphismus“ enthalten. Sei die
1
Vgl. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung II,
Bd
z:
Philosophie der Mythologie, Stuttgart 1857, S. 120 ff., 161 ff. und 172;
dazu Kuno Fischer: Geschichte der neueren Philosophie, Jubiläumsausgabe, Bd 7:
Schellings Leben, Werke und Lehre, 3. Aufl., Heidelberg 1902, S. 746. — Ähnlich
die ganze Romantik und der ganze deutsche Idealismus, besonders auch Franz
von Baader.