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bildhaft wie magisch. Justinus Kerners „Seherin von Prevorst“
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läßt diese Geisteshaltung aufs deutlichste erkennen, daher denn auch
dieses Buch für alle Völkerkunde und Religionssoziologie immer
grundlegend bleibt.
Gegenüber der falschen Auffassung der primitiven Religion als
leeren Aberglauben, krausen Mythos, verbildeten, gehaltlosen For-
men- und Gebärdenkram, gilt es daher die Frage zu stellen: Wo ist
die Religion, wo ist das übersinnliche Erlebnis, wo ist das Gottes-
erlebnis selbst, das zuletzt immer und unfehlbar hinter jenen Äußer-
lichkeiten des Formenwesens und sogar des Aberglaubens steht?
Gotteserlebnis und Religiosität lassen sich niemals aus jenen
Äußerlichkeiten ableiten, sondern sind umgekehrt die Vorausset-
zung dafür, daß jene äußeren Formen entstehen und inneren Sinn
erlangen.
Daraus ergibt sich aber, daß „Macht“, „Mana“, „Tao“, „Brah-
man“, mystischer Gottesbegriff des Christentums und die Meta-
physik der echt idealistischen Philosophie im letzten Grunde und
in der tiefsten Wurzel als ein und dasselbe erkannt werden müssen,
als das Religiöse in der Religion. Jede Religion hat einen tiefsten
Wurzelgrund der Religiosität, der zuletzt immer und überall der-
selbe ist. Das bedeutet gewiß nicht die Gleichwertigkeit der Reli-
gionen, aber die Rettung ihres letzten Wesenskernes. So Paulus im
Briefe an die Hebräer: „Nachdem Gott von alters h e r . . . auf man-
nigfache Weise zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er
zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet in dem Sohn.“ — Soll die
Religionssoziologie nicht in ein leeres Possenspiel ausarten, das vom
atheistischen Standpunkte aus das Heiligste der Geschichte, das
Tiefste der Gesellschaft verhöhnt, dann muß die naturalistische
Soziologie endlich aufhören, die Religionen ihrer Religiosität zu
entkleiden.
Fragt man, durch welchen Begriff die empiristischen Schulen es
fertig brachten, die Religiosität aus der Religion hinauszuabstra-
hieren, so zeigen sich Atheismus und Individualismus als Leitbegriff
ihrer Forschung. Ihnen gilt:
erstens, Religion ist die Summierung des religiösen Seelenlebens
der Gläubigen — I n d i v i d u a l i s m u s , P s y c h o l o g i s m u s ;
zweitens: das religiöse Grunderlebnis besteht zuletzt in nichts
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Justinus Kerner: Die Seherin von Prevorst, Stuttgart 1829.