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(2)
D i e F r e u n d s c h a f t , die sich erweitert zu: F r e u n d e s -
k r e i s , G e f ä h r t e n k r e i s , B e k a n n t s c h a f t s k r e i s .
(3)
Auf dieser Grundlage erhebt sich ferner — durch Mischung
mit anderen, besonders künstlerischen und religiösen Gezweiungs-
inhalten sowie mit verschiedenen abgeleiteten Inhalten, besonders
politischen, völkischen, wirtschaftlichen — das G e s e l l i g k e i t s -
w e s e n u n d F e s t l i c h k e i t s w e s e n (wobei von der Tat-
sache hier abzusehen ist, daß „Geselligkeit“, „Fest“ zugleich eine
Organisationsform des Geselltseins und Bekanntschaftskreises ist,
nicht bloße Gezweiung)
1
.
(4)
Endlich ist die Erweiterung der Freundschafts- und Bekannt-
schaftskreise in die großen, verhältnismäßig ungegliederten Massen
von heute ins Auge zu fassen, was die von Schäffle so benannten
„ M a s s e n z u s a m m e n h ä n g e “ ergibt, worunter alles geistig
Gleichartige zusammengefaßt werden kann (jedoch in Absehung
von seiner Organisiertheit), z. B. Menschen gleicher Sprache, Sitte,
Religion, Bildung, gleichen Alters, wissenschaftliche, künstlerische
„Schulen“ oder „Richtungen“. — Daran schließen sich bei bestimm-
ter politischer Organisierung die P a r t e i e n
2
.
(5)
Handelt es sich dabei um lebenswichtige Kreise, so nennen wir
sie g e i s t i g e r S t a n d , zum Unterschiede vom organisierten
oder handelnden Stand
3
.
Der V o r r a n g des Geistursprünglichen vor dem Abgeleiteten
wurde schon früher festgestellt
4
.
1
Über den kultisch-religiösen Sinn des Geselligkeits- und Festlichkeitswesens
alter Zeit siehe zum Beispiel: Platon: Staat, 459E; Gesetze, 639D ff. und 645c ff.
Völkerkundlich: siehe Richard Thurnwald: Fest, in: Reallexikon der Vorgeschichte,
Bd III, Berlin 1925, S. 230 ff.
2
Eine weitere Behandlung der abgeleiteten Gemeinschaften liegt nicht im
Rahmen des Buches. Über F r e u n d s c h a f t u n d G e s e l l i g k e i t vgl. oben
S. 115 ff.; über L i e b e oben S. 134 ff.; zu G e s c h l e c h t s v e r h ä l t n i s u n d
F a m i l i e oben S. 136, S. 524 ff. und allgemein: Organisationslehre, unten S. 330 ff.
und 321 ff. Uber P a r t e i e n siehe unten S. 476 ff. und 536. Über M a s s e n z u -
s a m m e n h ä n g e vgl. unten S. 461; Albert Schäffle: Bau und Leben des sozialen
Körpers, Bd I: Allgemeine Soziologie, 2. Auf!., Tübingen 1896, S. 89 ff. Gustav
Schmoller: Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, 2 Tle, Tl 1, 1.—3.
Aufl., Leipzig 1900, TI 2, 1.—6. Auf!., Leipzig 1904, beide Teile zuletzt Leipzig
1923. Georg Simmel: Soziologie, Untersuchungen über die Formen der Vergesell-
schaftung, Leipzig 1908, Kapitel
6
:
Die Kreuzung sozialer Kreise, S. 403 ff. /
3
Vgl. über Stand und Klasse unten S. 462 ff.; den Staat als Stand unten
S. 593 ff., 398 ff. und 607 ff.
4
Siehe oben S. 439.