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und zweitens schaltet er darum nur innerhalb der Grenzen, die
durch den Vorgefundenen Stoff gezogen sind, mit dem Vorgefunde-
nen frei; darum kann drittens nur eine mächtige, den ganzen Men-
schen im Tiefsten erschütternde geistige Bewegung zur Veränderung
der Rasse führen, auch diese aber d a r f n i c h t e i g e n t l i c h
a l s e i n e i n d i v i d u e l l e A n g e l e g e n h e i t , s i e m u ß
a l s e i n e g e s e l l s c h a f t l i c h e G e s a m t a n g e l e g e n -
h e i t , a l s e i n e g e s c h i c h t l i c h e A n g e l e g e n h e i t
d e r G a t t u n g , b e t r a c h t e t w e r d e n .
Die tiefsten geistigen Bewegungen, die den Menschen in der Ge-
schichte erschüttern, sind aber die religiösen und die staatlich-kriege-
rischen. Religionsstiftungen, ungeheuer erregende heldische Aus-
einandersetzungen der Völker, sie ergreifen nicht nur Einzelne, sie
ergreifen die geschichtlichen Ganzheiten, den objektiven Geist, und
zwar so tief, daß dadurch die geistigen Eigenschaften und ferner
auch die seelischen Zustände bei der Zeugung und Schwangerschaft
nachhaltig verändert werden. Leuchtet es nicht ein, daß durch / sol-
che Kollektiverscheinungen die Entwicklung der Rasse einen mächti-
gen Anstoß erhalten muß?
R a s s e n g e s c h i c h t e d a r f n i c h t n u r a l s N a t u r -
w i s s e n s c h a f t , s i e m u ß a u c h , u n d s o g a r z u e r s t ,
a l s G e i s t e s g e s c h i c h t e b e t r i e b e n w e r d e n . Die
großen Religionsstifter, Weisen und Herrscher, die ihre Völker mit
neuem religiösen Leben und uraufregendem kriegerischen Helden-
geiste erfüllen, ihre Lebensgefühle tief aufwühlen, sie sind es, die
auch der Rassebildung neue Anstöße geben, die das stammliche Art-
bild der Menschen zu verändern vermögen. Die Geistesgeschichte
der Urmenschheit ist aber vor allem Religionsgeschichte. S c h e 1 -
1 i n g war es schon, der von da aus die Rassenbildung zu erklären
trachtete
1
. Eine deutliche Bestätigung unseres Standpunktes erblik-
ken wir umgekehrt in den bekannten Erscheinungen des A u s -
s t e r b e n s v o n N a t u r v ö l k e r n . Wilhelm Köppers erzählte
mir, daß die jetzt aussterbenden Feuerlandindianer, unter denen er
lebte, von Mutlosigkeit und Lebensunlust wegen ihrer Schicksale,
die sie von den Weißen erlitten, ergriffen sind. Solche Lebensunlust
1
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung II, Bd 2
:
Philosophie der Mythologie, Stuttgart 1857, Bd 3—4: Philosophie der Offen-
barung, Stuttgart 1858.