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unorganisiert, hat je so viel Spielraum für feindliches, gegensätz-

liches Handeln, für Gewaltanwendung und freien Wettkampf ge-

währt wie unsere heutige.

So betrachtet, ergibt sich ein ganz bestimmter soziologischer An-

blick des Krieges; wie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Le-

ben / von heute in seiner inneren Ordnung im höchsten Maße auf

wirtschaftlicher und anderer Gewalt beruht, so auch das Leben der

staatlichen Gesamtheit nach außen hin. Zwar liegt hier ein merk-

würdiges Dilemma, sofern die Gewaltkämpfe im Innern zumeist

partikularistischer Natur sind und also der Kampf für gemeinsame

Zwecke leicht auf den Widerstand gerade der auseinander- und nur

für sich strebenden Individuen stößt. Dieser Mangel an Gemeinsam-

keit, diese Selbständigkeit aller einzelnen Ziele ist eine wichtige Mit-

ursache der Kriegsunlust und Kriegsscheu, die heute den kapitalisti-

schen Gemeinwesen eigen ist. (Neben anderen Ursachen, wie ins-

besondere der Größe der Staaten. Hingegen sind die bloßen Kriegs-

kosten wohl das geringste, was einem Staate, falls er überhaupt noch

einer ist, Sorge machen wird.) Diese Vereinzelung im modernen Da-

sein kann aber schließlich die elementaren Lebensäußerungen des

staatlichen Ganzen nicht unterdrücken. Daher wird das gesell-

schaftswissenschaftlich geschulte Denken niemals zu dem Ergebnis

kommen können, daß der Krieg jetzt und für absehbare Zukunft

vermieden oder entbehrt werden könne! Denn es trifft hier Kräfte

am Werke, die auch sonst das Leben der Menschen bestimmen und

zugleich mit dem Wesen der menschlichen Natur, welche neben die

Liebe immer den Haß und neben die Demut immer das ursprüng-

liche Streben nach Selbstbehauptung und Herrschaft stellt, innig

verknüpft sind. Daher wäre das Aufhören der Kriege nicht einmal

ethisch ein unbedingter Fortschritt. Zuerst müßten die wirklichen

inneren Gegensätze der Menschen als Glieder der Gesellschaft, die

Staaten als Glieder ihres Kulturkreises aufhören. Das ist unmöglich.

Was aber nicht der Wahrheit entspricht, nicht einmal möglich ist,

ist auch nicht sittlich richtig.

Ebensowenig wird derjenige, der gewohnt ist, die Weltgeschichte

lebendig anzuschauen, über den Krieg so denken können wie die

modernen Friedenstheoretiker. Wenn die Völker von Anbeginn bis

zum gegenwärtigen Augenblick Krieg geführt haben, werden sie

wohl schwerlich nach Beendigung des tripolitanischen und Balkan-