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1908 und 1912 die Deutschen als die staatstreuen, die Tschechen und Süd-

slawen als staatsfeindliche Elemente.

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Auf solche Weise enthüllt und bewährt der Krieg den Aufbau auch aller ande-

ren Gruppen und Gemeinschaften. Die politischen Parteien müssen sich nun in

ihrer wahren Bedeutung für die Staatsgemeinschaft zeigen. Zugleich erhalten sie

durch die großen Aufgaben, vor die sie gestellt sind, Anstoß zu innerer Um-

bildung und innerem Wachstum. Und so überall. Jede Familie, jede Freund-

schaft, jeder engere und weitere Kreis schickt einen Kämpfer ins Feld und wird

im Innersten angerührt. Alle Bande werden wahrer und inniger. Und indem

alle Gemeinschaften eine Welle dieses ungeheuren Erlebens abzuleiten und ihre

Standhaftigkeit zu bewähren haben, wird das gesamte Gesellschaftsleben davon

ergriffen und erprobt.

Doch die tiefsten und nachhaltigsten Wirkungen hat der Krieg auf die Einzelnen.

Jeder, der mit der Waffe in der Hand dem Feinde und dem Tode entgegen-

tritt — dessen Gesinnung wird mehr aufgerüttelt, als durch irgendwelche Ein-

drücke im Frieden erreicht werden könnte. Der Mensch spürt nun, soweit es

überhaupt im Vermögen seiner Natur liegt, die Vergänglichkeit dieses Lebens;

er spürt eindringlich, als ob es eine körperliche Empfindung wäre, wie seine

letzte Grundlage nicht hier liegt, sondern in dem, was wir vom Tode erwarten;

er spürt das reine Verhältnis des menschlichen Daseins zum Unvergänglichen,

zum Ewigen. Der Krieg erreicht beim gemeinen Manne oft das, was im Frieden

die Religion, die Philosophie nur wenigen Auserwählten schenkt.

Und wirklich führt der Krieg, indem er die metaphysischen Empfindungen aufs

gewaltigste in einem Volke weckt, zur Geburt des religiösen Geistes, der Philo-

sophie und, indem die Tatkraft zu dieser Empfindung hinzutritt, auch der Kunst.

Damit aber haben wir das Verhältnis des Krieges zu den wahren Kulturele-

menten (denn alles übrige ist nur äußere Entwicklung und Zivilisation) be-

stimmt: Zu Philosophie und Religion, beide der metaphysischen Empfindung

folgend, zu Kunst und Moral — beide derselben Empfindung und dem Trieb

zum Handeln folgend. So wird der Krieg Geburtshelfer aller Staatsgestaltung

und aller Kultur, die allerdings erst in der allseitigen Friedensarbeit zur vollen

Entfaltung kommen kann.

Denn diese Aufwühlung der Empfindung und Anspannung der Tatkraft aller

und jedes Einzelnen hat die bedeutendsten Rückwirkungen auf die Gesamtheit.

Zuerst greift eine Festigung der öffentlichen Moral um sich und ein Aufschwung

des Gemeingeistes und Staatsgefühls, der von oben bis unten die Staatsregierung,

die Verwaltungen, die Parlamente und Körperschaften, die Parteien und das

politische Leben erfüllt. Selbst das wirtschaftliche Leben wird davon ergriffen,

die Geschäftsmoral erhoben, alles wird zur höchsten Opferwilligkeit angespornt,

unwürdiger Luxus verpönt und ein Geist der Solidarität, ein brüderlicher, gerech-

ter Geist schließt alle Glieder der Gemeinschaft fester aneinander. Dazu kommt

der Kitt des gemeinsamen Leides, das die Bürger während der schweren Zeiten

des Krieges zu tragen hatten. Auch von dieser bloß negativen Seite des Krieges

her entspringt wieder eine positive Kraft. Nun wird auch deutlicher gefühlt und

erkannt, was man früher nur halbbewußt im Sinne trug: wie innig die Gemein-

samkeit und Gegenseitigkeit aller im Rahmen der Verbände und Gruppenzu-

sammenhänge, wie umfassend und tiefbegründet in Wahrheit ihre Verbindung im

Staate sei.

So kommt es, daß Staaten, Völker und Kulturen nach Kriegen (allerdings /

nicht nach aufreibenden, ihre Grundlagen zerstörenden Kriegen) den mäch-

tigsten Aufschwung nehmen. Diese wirtschaftliche Belebung ist ja als „Grün-