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4.
Die F a m i l i e
a.
Begriff und Leistung
Von der Familie oder Sippe ist die Ehe zu unterscheiden. Unter
„Familie“ oder „Sippe“ verstehen wir die Veranstaltung (Organi-
sation), unter „Ehe“ die Neigungsgemeinschaft, das Gezweiungsver-
hältnis.
Die Familie ist aber eine Veranstaltung nicht nur der Neigungs-
gemeinschaft zweier Liebender, der Ehe, sondern auch anderer gei-
stiger Gemeinschaften. Sie gründet sich auf das Liebesverhältnis,
die E h e , umfaßt aber dann auch die Gezweiungen der: E l t e r n -
s c h a f t , d e r K i n d s c h a f t , d e r G e s c h w i s t e r s c h a f t
und weiterhin der B l u t s v e r w a n d t s c h a f t u n d S c h w ä -
g e r s c h a f t (das ist der Verbindung mit nicht blutsverwandten
Personen), endlich die mit der G e s i n d e h a l t u n g verbunde-
nen Gezweiungen. — Alle diese Gezweiungen veranstaltet (organi-
siert) die Familie. Da die Familie eine Veranstaltung (Organisation)
ist, hat sie auch eine bestimmte V e r f a s s u n g : Vaterrechtliche,
mutterrechtliche Familie und Exogamie sind ihre Grundformen
1
.
Ihre Satzungen sind im „Familienrecht“ niedergelegt, aber ebenso
sehr in den Normen von Sittlichkeit, Sitte und Brauch. Ihre Gewal-
ten liegen im elterlichen Willen („patria potestas“ des Mannes,
„Schlüsselgewalt“ der Hausfrau), der aber einerseits wieder vom
Rechtszwang, andrerseits von der öffentlichen (nachbarlichen, stän-
dischen) Meinung regiert wird.
Die wichtigsten gesellschaftlichen L e i s t u n g e n der Familie
liegen in der Fortpflanzung (Elternschaft) und den damit jeweils
verbun- / denen Aufgaben. Die Fortpflanzung besteht nicht nur in
der körperlichen Hervorbringung neuer Individuen, sondern auch
in deren körperlicher E r n ä h r u n g und geistig-sittlicher Er-
z i e h u n g . Diese Leistungen sind wieder bedingt durch die Ver-
bindung der Familie mit der Wirtschaft sowie durch die Verer-
bung wirtschaftlicher Güter im eigenen Kreise (Erbrecht). In der
körperlichen und geistigen Erziehung liegt die eigentliche E i n -
g l i e d e r u n g d e s N a c h w u c h s e s in die Gesellschaft, den
die Familie zu leisten hat, beschlossen
2
.
1
Siehe unten S. 529, oben S. 40 f. und 394.
2
Siehe unten achtes Hauptstück, zweiter Abschnitt unter „Erziehung“, S. 622.