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(die durch die innere Selbständigkeit der Kulturinhalte verschiede-
ner Gemeinschaften, welche in anderen Bedingungen als der mehr
formalen Bedingung der Sprache ihren Schwerpunkt haben, erklärt
ist), so ist auch die Erklärung aller Ü b e r g a n g s f o r m e n von
selbst gegeben. Die bloß gradhafte Einheit der völkischen Gemein-
schaft erklärt jede geschichtlich erkennbare Ubergangsform. Ins-
besondere ist es nicht nötig, zweierlei Volkstum zu unterscheiden:
Die U n t e r s c h e i d u n g v o n K u l t u r - u n d S t a a t s -
n a t i o n e n i s t z u r ü c k z u w e i s e n . Letztere überdeckt nur
im Volksbewußtsein die erstere als allein wirkliche (Schweiz); oder
aber sie stellt nur die vollzogene Abtrennung einer selbständigen
Teilvolkheit dar (Holland).
6.
R ü c k b l i c k a u f d e n B e g r i f f d e s V o l k s t u m s .
V o r r a n g s ä t z e
Fassen wir nach dem Bisherigen das Volkstum als eine Erschei-
nung der Gezweiungen (Gemeinschaften) nicht des Handelns, und
zwar als eine Einheitserscheinung, deren Kern die Kulturgemein-
schaften (die geistursprünglichen Gezweiungen) bilden. Das Volks-
tum tritt als eine geschichtliche Einheit auf bestimmter S t u f e
des objektiven Geistes mit ausgezeichneter Ausgliederungsfülle auf.
— Diese innere Einheit des Volkstums, die örtliche Abgrenzung
gegen die andern Völker und das Maß der Teilnahme ihrer Glieder
ist überall nur graduell. In sich selbst ist das Volkstum, da es eine
Ganzheit, ein intelligibler Organismus ist, in Teilvolkheiten (Stam-
mestümer) und Heimattümer gegliedert. Erst am Heimattum neh-
men die einzelnen Menschen als Glieder teil. Durch dieses hindurch
sind sie V o l k s t u m s g l i e d e r . Auch diese Teilnahme ist eine
verschiedene, nämlich nach tätiger und erleidender Weise.
Nicht als Bestandteile (Glieder), sondern nur als B e d i n g u n g e n d e r v ö l -
k i s c h e n G e m e i n s c h a f t erschienen: Sprache, Staat, geographischer Raum,
Rasse in schon früher dargetanem Sinne. Der Staat als organisatorische Bedin-
gung des Gezweiungsganges erscheint aber selbst wieder als geistige Schöpfung
völkischen Lebens; die Sprache, in ihrer Eigenschaft als logische Form des Den-
kens und Anschauens (Grammatik), ferner in ihrer Eigenschaft als G e s c h ö p -
f e gespeicherter Begriffe und Denkinhalte erscheint gleichfalls als Ergebnis natio-
nalen Denkens und Schauens — insofern sind Staat und Sprache zugleich selbst
G e s c h ö p f e völkischen Lebens; als Bedingungen aber S c h ö p f e r .
Der Zusammenhang, der in der „ S t a a t s n a t i o n “ (Holland, Schweiz)