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durch ihre protestantische Religion, feste Überlieferung und eine die Umgebung
überragende Kultur alle Glieder innig an sich schließt.
Die gezeigte Grad- und Artenverschiedenheit deutet auf innere
Gliederung — in Stämme oder Unterganze eines Volkstums. Je-
des V o l k s t u m b e s t e h t a u s m e h r e r e n g e i s t i g e n
T e i l v o l k h e i t e n o d e r S t a m m e s t ü m e r n . Das Volks-
tum ist eine geistige Ganzheit, ein intelligibler Organismus, der
sich auch wieder in Unterganzheiten ausgliedert.
Sehen wir uns daraufhin die Deutschen an, so müssen wir die
Bajuwaren, Schwaben (Alemannen), Niedersachsen, Rhein- und
Mainfranken, Thüringer, Ostelbier als besondere Teilvolkheiten be-
stimmen, deren hohe Eigenart offen zutage liegt, während zugleich
die höhere Einheit des Deutschtums, die alle diese Sonderkreise
verbindet, nicht geleugnet werden kann. Man denke an die musika-
lische Kultur der Bajuwaren, die philosophische Kultur der Schwa-
ben, die Staatskultur der Preußen, die sittliche Kultur der Nieder-
sachsen, die religiöse Kultur der Thüringer. Daß Schelling und Hegel
Schwaben waren, Bismarck Preuße, Goethe Franke, die Romantiker
Norddeutsche, Mozart, Haydn, Schubert, Bruckner Bajuwaren, Lu-
ther, Novalis und Meister Eckehart Thüringer, das beweist uns die
Sonderart der Teilvolkstümer ebenso wie ihre feste Einheit im Ge-
samtvolkstum; denn die schwäbische Philosophie, die bajuwarische
Musik, die norddeutsche Romantik, die thüringische Mystik sind
Glieder einer höheren Ganzheit und gehören dem g a n z e n deut-
schen Volke. Die Grundzüge der deutschen Kultur sind gemeinsam.
Sehr deutlich wird diese innere Gliederung der Volkheit an der deutschen
Schweiz, deren geistige Sonderart groß ist. Daß ihre Bevölkerung nicht zur
deutschen Volksgemeinschaft gehöre, wäre gewiß nicht wahr und widerspräche
bekanntlich den Anschauungen gerade ihrer bedeutendsten Männer (Conrad Fer-
dinand Meyer, Gottfried Keller!) — trotzdem ein Teil der Bevölkerung geneigt
ist, sich als eigenes Volk zu fühlen. Das bedeutet eben nur, da man über die
Wahrheit nicht abstimmen kann, daß im Volke das S t a a t s b e w u ß t s e i n
über das völkische B e w u ß t s e i n gesiegt hat; nicht aber, daß die objektiven
Zusammenhänge wirklich so liegen, nicht daß eine durchaus wesentliche Ver-
bindung mit dem deutschen Volkstum fehlte. Die Schweizer sind zweifellos
Deutsche, aber von der Eigenart ihres Staates so hypnotisiert, daß sie ihr eigent-
liches Volkstum zum Teil vergessen und sich erst wieder daran erinnern lassen
müssen. Daß dabei die deutsche Schweiz in ihrer geistigen Struktur eine sehr
selbständige Stellung einnimmt, daß sie eine eigene Teilvolkheit bildet — das ist
der eigentliche Schlüssel für dieses schwankende Verhältnis. Ähnlich steht es /
mit dem Elsaß. Würden diese Sonderstellungen noch einen vollen Schritt
weitergetrieben (z. B. in der Schweiz die Mundart zur Schriftsprache erhoben),