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bedeutet es den Ausschluß der ursächlichen Betrachtungsweise auf
einem Gebiete, wo sie bisher anscheinend so unentbehrlich
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war.
Nun zeigt sich gerade: E i n e u r s ä c h l i c h e „ W e c h s e l -
w i r k u n g “ z w i s c h e n z w e i T e i l g a n z e n g i b t e s
n i c h t . Die Teilganzen stehen lediglich als Glieder dem Ganzen
gegenüber; allein das Verhältnis Ganzes : Teil waltet in der Gesell-
schaft ob, nicht aber das Verhältnis der kausalen Wechselwirkung.
Das Verhältnis Ganzes : Teil schließt als Grundkategorie die
G l i e d l i c h k e i t in sich, die man auch als Wechselseitigkeit,
Gegenseitigkeit, Entsprechung, Korrelation, Rangstellung, Gültig-
keit oder als Abart des Zweckhaften (Finalen) näher bestimmen
kann; dagegen schließt das Verhältnis der Wechsel-Wirkung (Stück
gegen Stück, Atom gegen Atom, Körper gegen Körper) als Grund-
kategorie die U r s ä c h l i c h k e i t in sich. Das sind zwei ver-
schiedene Welten! Ursächlichkeit und / Gliedlichkeit vollkommen
zu trennen ist das Erste, was der heutige Gesellschaftsforscher
gegenüber dem Naturforscher lernen muß.
Unser Ergebnis, daß niemals zwei Teilganze in ihren arteigenen
Eigenschaften einander unmittelbar gegenüberzutreten vermögen,
haben wir als Kategorie der U n b e r ü h r b a r k e i t d e r
T e i l g a n z e n bezeichnet. Es ist eine vollkommene Reinheit
seines Bereiches, ein unantastbarer Elementarkreis, der die Glied-
lichkeit des Teilganzen auszeichnet. Jedes Teilganze oder Glied ist
gleichsam wie ein Strom, der alles andere zu Nebenflüssen macht, so
alles andere sich angleicht. Das macht, jeder Teil ist die Darstellung
des Ganzen — eine Grunderscheinung, die man als allgemeine
gesellschaftliche Kategorie beobachten kann und am umfassendsten
als E b e n b i l d l i c h k e i t bezeichnet.
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Siehe historischer Materialismus als Schema gefaßt, oben S. 46 f.