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Schaftstheoretiker stehen heute noch fast unverhüllt auf diesem

Standpunkte. In Deutschland allerdings bringt man diese Folge-

richtigkeit schon lange nicht mehr auf. Da die individualistische

Theorie seit dem Kriege in Deutschland wieder gewaltig an Einfluß

zunahm und die geschichtliche Schule stark zurückgedrängt wurde,

ist die S o z i a l p o l i t i k n i c h t n u r i n e i n e p r a k t i -

s c h e , s o n d e r n a u c h i n e i n e t h e o r e t i s c h e K r i s e

g e r a t e n . Die Krise der Sozialpolitik ist also grundsätzlicher

Natur und schon darum nicht etwa durch technische Künste im

Versicherungswesen zu beheben.

Wie stellt sich nun die Denk- und Tataufgabe der

D.

Sozialpolitik vom universalistischen Standpunkte aus

dar? Nach universalistischer Auffassung ist es nicht richtig, daß die

einzelnen Wirtschafter mit ihrem Eigennutze den Ausgangspunkt

der wirtschaftlichen Vorgänge bilden; es ist nicht richtig, daß die

Wirtschaft eine Summe atomhafter, in sich gründender Wirtschafter

wäre, die auf dem Markte zusammenträfen, um als „Angebot und

Nachfrage“ Preise zu bilden. Gewiß werden heute die meisten Wirt-

schafter von dem Streben bestimmt, möglichst viel zu erwerben;

aber entscheidend ist: daß der Einzelne aus dem selbstbestimmten

Eigennutze heraus wirtschaftlich doch nichts unternehmen kann!

Er muß vielmehr die Voraussetzungen, die Prämissen in Rechnung

ziehen, die in dem ihm j e w e i l i g s c h o n v o r g e g e b e n e n

G l i e d e r b a u d e r W i r t s c h a f t liegen. In jeder geschicht-

lichen Zeit, und wäre es in der „Steinzeit“, ist die Wirtschaft not-

wendig ein von dem Einzelnen schon Vorgefundener Gliederbau von

Mitteln für Ziele. Und der Einzelne kann daher nur dann wirt-

schaften: wenn er sich zum Glied, zum Organ in diesem System

von Mitteln macht. Die Beweggründe, die den Einzelnen antreiben,

jene Prämissen zu ergreifen, sind, wirtschaftlich gesehen, unmittelbar

gleichgültig; unmittelbar entscheidend ist vielmehr nur die Tatsache

der E i n g l i e d e r u n g der / Handlungen des Wirtschafters in

den jeweils vorgegebenen Bau der Wirtschaft (auf Grund der Vor-

gefundenen Prämissen). Diese „Eingliederung“ kann und wird

natürlich den vorhandenen Bau umbilden, umgliedern, aber erst-