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soweit es sich um die Geistigkeit der gesamten Gesellschaft handelt,
die in der Wirtschaft zum „ K a p i t a l h ö h e r e r O r d n u n g “
wird. Jedoch fällt das aus dem Rahmen unserer heutigen Betrach-
tungen.
Als geradezu kindliche Meinung müssen wir allerdings den
Glauben bezeichnen, durch Einziehung der Renten und durch Über-
weisung des „vollen Arbeitsertrages“ an die Handarbeiter die Wirt-
schaft zu erlösen, wie es die marxistische Lehrmeinung verkündet.
Von Grund auf etwas anderes ist es dagegen, wenn wir sagen:
Sozialpolitik treiben heißt praktisch wirtschaften, und zwar ent-
weder wirtschaftliche Fehler wieder gutmachen oder von Anbeginn
Fehler vermeiden. Die Sozialpolitik im universalistischen Sinne, wir
wiederholen es, ist und bleibt von Anbeginn auf wirtschaftlicher
Ebene, ist daher kein nachträglicher Sklavenaufstand gegen die
Wirtschaft. Da die Sozialpolitik als Berichtigung von bestimmten
Fehlausgliederungen der Wirtschaft auftritt, zeigt sich endlich auch,
daß sie nicht schlechthin willkürlich ist, nicht „ a l l e s k a n n “ (wie
die geschichtliche Schule zuweilen anzunehmen schien), sondern an
jenen sinnvollen Gliederbau, der in der „richtigen Wirtschaft“ ver-
körpert wird, ideell gebunden ist.
Das wirtschaftliche Leben vollzieht sich nach universalistischer
Auffassung nicht im Einzelnen an s i c h , sondern in den Einzelnen
als Teilen des Gliederbaues der Mittel, damit aber: in gliedhaften
Gruppen von Menschen und / Wirtschaftsmitteln. Diese gliedhaften
Gruppen nun nennen wir die T e i l s t ä n d e d e r W i r t -
s c h a f t o d e r B e r u f s t ä n d e , in dem Sinne nämlich, daß die
Wirtschaft als Gesamtganzes einen Gesamtstand bildet, die einzelnen
Teil- und Berufsgruppen dagegen (in sich wieder gestuft) die Teil-
stände oder Berufstände bilden.
Mit dieser berufständischen Grundlage ist zuerst das Zentralisti-
sche und Formalistische und das Gleichmachende (Schematisierende)
der bisherigen Sozialpolitik vermieden. Der Berufstand der Land-
wirtschaft z. B. hat ein anderes inneres Gefüge in seinem Gliederbau
der Mittel als etwa die Schwerindustrie und die verarbeitenden
Großgewerbe. Sie muß demnach auch eine andere Sozialpolitik
treiben als die übrigen Wirtschaftszweige.
Es kann hier nicht weiter entwickelt werden, warum und in
welchen Formen die wirtschaftlichen Gebilde zu körperschaftlichen,