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schaft mit dem Calvinismus auch Max Weber wiederholt hervor-
gehoben hat
1
.
Daß sich die (wenigstens teilweise) Zurückführung des Kapita-
lismus auf die calvinistische Prädestinationslehre bis in die Gegen-
wart erhalten hat
2
, entspricht der religiösen und sittlichen Krise
der westlichen „freien" und der unter kommunistischem Einfluß
stehenden Länder. Wird die Religion kausal oder nach der natur-
wissenschaftlichen Methode erklärt, so ist kein Platz für einen
metaphysisdien Anruf.
Allerdings ist der Zusammenhang gegenüber der Zeit Max We-
bers verschoben. Nach Max Weber war die Erfüllung der Berufs-
pflichten durch die Auserwählten eine Stütze ihres Glaubens, daß
sie zu den Auserwählten gehören. Als Werkzeuge Gottes übten sie
ihren Beruf nach vernünftiger Überlegung rational um seiner selbst
willen, nicht um die wirtschaftlichen Erfolge zu genießen, sondern
in „innerweltlicher Askese“ aus und hielten sich berechtigt, den
Erwerb um des Erwerbes willen unter selbstverständlicher Befol-
gung der göttlichen Gebote zur Richtschnur ihres Verhaltens gegen-
über anderen zu machen. In Max Webers Gedankenführung liegt
ein Kurzschluß insofern, als er den Gelderwerb schlechthin, also
die Maximierung des Gewinnes nach dem theoretischen Modell aus-
schließlich ihr Eigeninteresse verfolgender Wirtschaftsgebiete als Be-
rufsziel der bürgerlichen Schichten ansieht und Motive vernachläs-
sigt, die sie mit anderen Gruppen gemeinsam haben, wie Ehrgeiz,
Machtstreben, Schaffensdrang. Gleichwohl soll der Gelderwerb um
des Erwerbes willen eine Folge des Calvinismus sein.
Gegenwärtig erleben wir einen gleich intensiven, allerdings säku-
larisierten Geltungsanspruch der Vertreter wirtschaftspolitischer
Modellvorstellungen. Der Glaube an deren Rationalität führt zur
Unduldsamkeit gegenüber anderen Ansichten und zu krampfhaf-
ten Versuchen, Wirtschaft und Gesellschaft modellgerecht zu gestal-
ten, mag es sich um die klassenlose Gesellschaft, Vollbeschäftigung,
1
Max Weber: Die protestantische Ethik und
der Geist des Kapitalismus, Ge-
sammelte
Aufsätze
zur
2
Dies zeigt z. B. ein Bericht von Professor
Talcott Parsons in einem Fachaus-
schuß des Heidelberger Soziologentages: