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Wachstum als Vermehrung des Sozialprodukts oder um die Ver-
wirklichung eines idealen Wettbewerbs handeln. Pläne aufzustellen
wird zum Privileg Auserwählter. Es scheint, daß die Neigung zur
Planwirtschaft außerhalb des Kommunismus in den Ländern cal-
vinistischen Einflusses stärker ist als anderwärts; wenigstens wird
in den Niederlanden dieser Zusammenhang gelegentlich gesehen.
Auch die Sympathien mancher reformierter Pastoren für kommu-
nistische Länder kann calvinistischer Denkweise entsprechen. Das
Streben nach selbstverantwortlicher Wirtschaftsführung in freier
Entscheidung verliert seine sittliche Rechtfertigung. Wenn die Aus-
erwähltheit oder Verwerfung jedes Menschen entgegen dessen gu-
tem oder bösem Willen (Kategorischer Imperativ!) von Anbeginn
durch eine Entscheidung Gottes ursächlich feststeht, werden da-
durch alle sonstigen Bindungen des Einzelnen hinfällig
1
.
Der modellgerechte Kapitalist ist mit seinen rechenhaften Erwä-
gungen gleichfalls auf sich selbst gestellt.
Die individualistische Grundentscheidung vereinigt so den Ka-
pitalismus und die zentralistische Planwirtschaft mit dem Calvinis-
mus; die an die Rationalität gebundene Methode läßt keine system-
immanenten Werturteile zu. Der Individualismus kann zwar mit
seiner angeblichen Wertfreiheit eine beschränkte Folgerichtigkeit
erreichen, aber auf Kosten des Erkenntniswertes und der Anwend-
barkeit seiner Urteile. Daraus folgt für die Ganzheitslehre die Auf-
gabe, zur Erkenntnislehre und Logik vorzudringen.
III.
Philosophie
Der dritte Teil „Philosophie“ gibt in den ersten drei Beiträgen
den Grundriß der Geschichtsphilosophie. Die Erweiterung der
„Grundlegung einer ganzheitlichen Logik“ zu einem selbständigen
Werk findet sich in Spanns nachgelassenen Schriften und konnte
von Walter Heinrich herausgegeben werden. Ausgangspunkt der
vorliegenden Abhandlung XIV ist der Gegensatz von nach allge-
meinen Gesetzen strebenden Wissenschaften einerseits und der Er-
forschung des Besonderen im geschichtlichen Ablauf andererseits
1
Max Weber betont dessen Vereinsamung
sehr ausführlich: „Die protestantische
E hik “ S 93 ff