IV.
Die Selbstversorgung
ein Grundbegriff der Wirtschaftspflege
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A. Voruntersuchung
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Eine Hauptfrage der theoretischen wie der tätigen Wirtschafts-
pflege war von jeher die S e l b s t v e r s o r g u n g o d e r S e l b s t -
g e n u g s a m k e i t (Autarkie) der Wirtschaftsgebilde, insbesondere
der Volkswirtschaft. Das beweist der Kampf des Schutzzolls gegen
den Freihandel, der ein Kampf um die möglichst große Selbstver-
sorgung der Volksgemeinschaft war; das beweist der Kampf des
Wirtschaftsliberalismus mit seiner Forderung nach Wirtschaftsfrei-
heit gegen jede Art von Merkantilismus, gegen die Zunft, gegen
den Feudalismus, gegen alle „öffentlich-rechtliche“ Wirtschaftsbetäti-
gung (Staatsbahnen, Gemeindebetriebe) und gegen alle wirtschaft-
lichen Bindungen überhaupt, die ja immer in irgendeiner Art die
Selbstversorgung sichern wollen.
So grundlegend diese Bestrebungen in der praktischen Wirt-
schaftspflege wie in der Wirtschaftsgeschichte sich zeigen, so wenig
bietet die Theorie darüber an gründlicher Besinnung. Begreiflich!
Denn die individualistischen Schulen, welche unsere Wissenschaft
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Zuerst erschienen in: Nationalwirtschaft, Jg 1, Berlin 1927, S. 15 ff.
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Die allgemeine Grundlegung der Wirtschaftspflege oder sogenannten „Volkswirt-
schaftspolitik“ liegt in der Lehre von der G l i e d e r u n g d e r L e i s t u n -
g e n (nach der Ausgliederungsordnung) und von deren V o r r a n g v e r h ä l t -
n i s s e n . Im obigen ist der aus den Vorrängen im Stufenbau sich ergebende
Begriff der S e l b s t v e r s o r g u n g als besonders wichtig und zeitgemäß he-
rausgehoben.