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Verblaßt nun das mystische Erlebnis, ist der Mensch nicht mehr
ausschließlich in ihm zentriert — dann tritt die Welt hervor, die
geistige und die natürliche Welt.
Sie erscheint aber dabei fürs erste selbst noch als gottdurch-
waltete Einheit, als ein einziges göttliches Gesamtlebewesen, ζώυν,
wie Platon sagte. Damit es zur Vorstellung vieler Götter, zur Bil-
dung von Mythen über sie komme, muß also noch ein weiterer
Vorgang eintreten.
Es scheint nun nahe zu liegen, die Entstehung der Vorstellung
von einzelnen Göttern durch eine Z e r t e i l u n g , A u f s p a l -
t u n g d e s e i n e n Gottes in Teilgötter nach den Organen, Glie-
dern, Naturteilen der Welt anzunehmen, welche sich aus der an- /
schaulichen Beobachtung des Menschen ergeben, z. B. in Sterne,
Himmel, Erde. Diese Ansicht stellt sich aber bei näherer Prüfung
als unrichtig heraus. N ä h e r a l s d i e N a t u r i s t d e m
m e n s c h l i c h e n G e i s t e r s e l b s t . Aber noch mehr: nicht
die Teile der Geist- und Naturwelt sind das Erste, sondern die
mystischen K a t e g o r i e n , mit denen er die Göttlichkeit auf-
faßt! Und das um so mehr, je mystischer, je mehr er in sich ver-
tieft ist. Die erste Grundlage der Mythenbildung ist daher nicht
der Geist selbst und unmittelbar, noch weniger allerdings die Na-
tur, vielmehr:
(a)
Die A n w e n d u n g d e r m y s t i s c h e n K a t e g o r i e n
a u f d e n g e i s t i g e n w i e n a t ü r l i c h e n K o s m o s .
Die Kategorien der Gottverwandtschaft, Einheit von Gott und
Welt, Erlösung usw. sind also das Erste. Sie führen zu den Ur-
mythen der göttlichen Abstammung des Geistes, der Theogonie
der Welt und ähnlichem.
(b)
Auf i h r e r G r u n d l a g e e r s t f o l g t d i e T e i l u n g
d e r g e i s t i g - s i t t l i c h e n w i e n a t ü r l i c h e n
W e l t n a c h i h r e n G l i e d e r n .
In dieser Teilung treten konkrete göttliche Teilmächte hervor,
und zwar auf Grund dessen, was man auch die Analysis der Wirk-
lichkeit, der geistig-sittlichen wie natürlichen, nennen könnte. Sie
kommt demnach erst nachträglich zur Anwendung der Kategorien
hinzu.
Auf diesem doppelten Grund gestaltet sich die Welt der hohen