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deren Religionen hinaus, obgleich es sich hierbei nur um eine mehr
volkstümliche Ausdrucksweise handelt. Eine philosophische Lehre
des Urschaffens läßt sich nicht darauf bauen, schon weil der „Wille“
hier für sich, also abgetrennt vom Ganzen des göttlichen Geistes
genommen, daher auch zu grundloser Willkür werden könnte. Den-
ken wir dagegen an die Platonische Ideenwelt, diese als Inbegriff der
Gedanken Gottes gefaßt, so verstehen wir, daß der Sachgehalt der
Geschöpfe schon in dieser Ideenwelt niedergelegt erscheint, in ihr also
sozusagen eine V o r - S c h ö p f u n g gedacht ist.
Die Ideenwelt ist aber durch das gekennzeichnet, was wir mit /
Begriffen, die dem ausgegliederten (irdischen) Sein entstammen,
einen inneren Zusammenhang, B e g r i f f s z u s a m m e n h a n g
nennen müssen — so daß in der Schöpfungstheorie selbst wieder die
Frage des Verhältnisses von F r e i h e i t u n d N o t w e n d i g -
k e i t entsteht. In jener volkstümlichen Ausdrucksweise gesagt:
die Frage des Verhältnisses des Willens, das ist freier Willkür, und
des Gedankens, das ist begrifflicher Notwendigkeit, eindeutigen Be-
griffszusammenhanges. Wir deuteten oben die Lösung dieser Frage
beim Menschen (das ist der menschlichen Freiheit) durch den mysti-
schen Begriff der Befaßtheit oder Rückverbundenheit und den dar-
aus folgenden des Schaffens aus Geschaffenwerden an
1
.
Wie nun diese innergöttliche Welt eine außergöttliche, irdische,
raum-zeitliche wurde, ist eine andere, große Frage jeder tieferen
Schöpfungstheorie. Da die außergöttliche sich empirisch als die un-
vollkommene Welt darstellt, nahm man seine Zuflucht zu dem,
allerdings mehr sinnbildlich zu verstehenden, Begriff des A b f a l l s
2
.
Auch hiermit ist aber die Reihe der Schwierigkeiten eines Begrif-
fes der Urschöpfung noch nicht beendet. Der Mensch ist Ideenführer
und ihm kommt, seinem reinen Wesen nach, diese Stellung auch in
der irdischen Welt zu (in welcher dieses sein reines Wesen allerdings
nur getrübt zur Erscheinung gelangt).
Das sind aber immer noch nur Präludien, nicht der Kern der
Schöpfungslehre. Der m y s t i s c h e Begriff der Ur-Schöpfung
deckt durch die Gottverwandtschaft etwas auf im Menschen, was in
die Ewigkeit Gottes zurückreicht. Dies ist der Sinn der himmlisch
1
Siehe oben S. 381.
2
Siehe oben S. 106 ff.