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tretung des Gesichtssinns durch Gehör- und Tastsinn bei Blinden,

des Königs durch den Statthalter

1

.

In der Stellvertretung ist grundsätzlich eine Ü b e r l e i s t u n g

enthalten, weil das vertretende Glied den Fehler oder Ausfall des

vertretenen Gliedes zu tragen hat. Dies ist der tiefe Sinn des mysti-

schen Wortes „ . . . qui tollis peccata mundi“.

Da es sich aber in der Religion nicht um eine empirische, sondern

um eine kosmisch-übersinnliche Erscheinung handelt, bleibt ein

G e h e i m n i s zurück, das auch die ganzheitliche Analysis nicht

vollkommen aufhellt. Stellvertretung und Überleistung führt

darum, wohl bedacht, gerade zu der tieferen Auffassung des Apostels

Paulus, wonach die Heilstat Christi zu einer Kreuzigung unseres gei-

stigen Menschen führen müsse. Wie auch Eckehart lehrt

2

.

/

3.

Liebe, innerer Friede

Auch die Gottesliebe erwies sich uns als innere Notwendigkeit

aller höheren Religionen: Aus der erlebten Einheit mit Gott folgt

die Liebe des Menschen zu Gott und wird erkannt die Liebe Gottes

zum Menschen. Diese ist eine suchende, werbende, einladende, op-

fernde, „also hat Gott die Welt geliebt.. .“

3

und die Menschen zu

Kindern Gottes umschaffende: Denn „ G o t t i s t d i e L i e b e “

4

.

Damit übertrifft das Christentum auch die, in den religiösen Ur-

kunden der Welt fast vereinzelt dastehende Liebeslehre Krischnas,

welcher in der „Bhagavadgita“ zu Arjuna spricht: „Du bist mir über

alle Maßen teuer; darum will ich dir verkünden, was dir zum Heile

dient“

5

.

Die Liebe des Menschen zu Gott bezeichnet das Christentum als

das vornehmste Gebot.

„Du sollst lieben Gott deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer

Seele und von ganzem Gemüte“

6

. Und von der Menschenliebe: „Ein neu Gebot

1

Den genaueren Nachweis hierfür liefert meine Kategorienlehre, 2. Aufl.,

Jena 1939, S. 177 ff. [3. Aufl., Graz 1969, S. 164 ff.].

2

Uber das Corpus Christi Mysticum siehe unten S. 392 f.

3

Johannes 1.

4

Johannes 4, 16.

5

Richard Garbe: Die Bhagavadgîtâ aus dem Sanskrit übersetzt, XVIII, 64,

Leipzig 1905.

6

Lukas 15.