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wissenschaftliche Hilfskraft bei ihm war, kam es sehr oft vor, daß er

nach dem Seminar sagte: „Nun gehen wir in die Oper — heute gibt

es einen Mozart“. (Damals konnte man immer einen oder zwei rück-

wärtige Logensitze auch kurzfristig vor Beginn noch haben.)

Oftmals gab er einen solchen „Fahrplan“ auch handschriftlich, ein-

schließlich Verfasser und Titel empfohlener Werke; als kennzeich-

nend dafür sei im folgenden der Studienplan in Spanns eigener

Handschrift aus einem Briefe vom 12. Januar 1914 an den schon

genannten Freund und Schüler Karl Koberg wiedergegeben (s. S. 36).

Hatte man einen gewissen Weg des Studiums zurückgelegt oder

war man im Seminar einigermaßen rührig gewesen, erging an zahl-

reiche der Hörer die Einladung zum Eintritt ins Privatseminar.

Dieses fand während des Studienjahres meist einmal im Monat an

einem Sonntage vormittags in der Privatwohnung Spanns in seinem

einen Stock über der Wohnung gelegenen Arbeitsraume statt und

versammelte etwa 15 Teilnehmer, die als Bedingung zu erfüllen

hatten: die Philosophie der Griechen und des Deutschen Idealismus

anhand einiger Hauptwerke studiert zu haben und einen in diesen

Bereich fallenden Bericht zu übernehmen. Unerläßlich für das Stu-

dium der Philosophie des Deutschen Idealismus war dabei wenig-

stens die Lesung des jeweils einschlägigen Bandes von Kuno Fischers

„Geschichte der neueren Philosophie“ und dazu gewisse Hauptwerke

des zu behandelnden Philosophen (z. B. von Kant „Metaphysik der

Sitten“ und zumindest eine der „Kritiken“). Nach dem Privatseminar

ging man zum gemeinsamen Mittagessen, abschließend meist noch

zu türkischem Kaffee zurück in die Wohnung Spanns.

Dieses Privatseminar war nicht nur eine Pflanzstätte des Geistes,

sondern auch ein Boden der Anknüpfung vieler und echter Lebens-

freundschaften mit älteren wie jüngeren Menschen. Leider wurde

dieser Freundeskreis durch den frühen Tod einer Reihe seiner viel-

versprechenden, besonders jüngeren Mitglieder im Zweiten Welt-

kriege alsbald schmerzlich gelichtet.

Als eine der vornehmsten Aufgaben seines akademischen Lehr-

amtes empfand Spann, seine Schüler zur Habilitation anzuregen.

Er scheute dabei keine Mühe, den geeigneten Mann für das richtige

Thema zu finden, in langen Beratungen den Aufbau der Arbeit fest-

zulegen, Schrifttum zu erschließen, im Kollegium unter Umständen