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geht es dabei um die auch heute ungemein bedeutsame Frage des
Verhältnisses zwischen Parteien und Verbänden, Staat und Interes-
senvertretungen, politischer Oberhoheit und Selbstverwaltung;
besonders aber um die erforderliche Untermauerung der politischen
Demokratie durch eine Selbstverwaltungs-Demokratie bei selbst-
verständlichem Vorrang des Politischen. Bezeichnend für die viel-
fach obwaltenden Mißverständnisse ist, daß Spann sowohl Ver-
absolutierung des Staates als auch Ideologisierung der Verbände
vorgeworfen wurde, was beides bei richtiger Anwendung der ganz-
heitlichen Kategorien gerade vermieden wird.
Mit dem Begriff des s t a a t s t r a g e n d e n S t a n d e s wird
die in der Gesellschafts- und Staatslehre seit jeher bedeutsame
Frage der sogenannten „Eliten“ aufgeworfen. Hiezu kann man
wohl auch als guter Demokrat der Meinung sein, daß gerade die
Demokratie der Eliten bedarf und um deren Entstehung durch
entsprechende Bildung und Staatserziehung ringen müsse. Beson-
ders die industrielle Gesellschaft und der ihr zugeordnete moderne
Staat muß auf einer Bildungsgesellschaft aufruhen und damit auf
einer Leistungselite. Das bedeutet in keiner Weise die Beanspru-
chung größerer Rechte und Privilegien, vielmehr einzig und allein
die Forderung nach vermehrter Verantwortung und größeren Pflich-
ten. Wie sollten auch die Parteien und Verbände von heute ohne
solche leitenden Schichten bestehen! Das schließt zugleich in keiner
Weise eine entsprechend demokratische Kontrolle von deren Aus-
wahl, Aufstieg und Tätigkeit aus.
So zeigt sich alles in allem, daß die seinerzeit so stark umkämpften
gesellschaftspolitischen Forderungen und Folgerungen aus den
streng systematisch abgeleiteten Wesenstheorien Spanns an sich
ungemein zeitgemäß sind: die Lehrstücke etwa von der Dezentra-
lisation, der Selbstverwaltung, der Subsidiarität. Die Tendenz zum
Ständetum, die ja sehr vielfältige geschichtliche Sonderformen
annehmen kann, bedeutet weder Diktatur noch totalitär-kollektivi-
stische Entartung. Im Gegenteil: Gerade Selbstverwaltung und
Verbändewesen sind aus dem gesellschaftlichen Leben von heute
nicht mehr wegzudenken und schließen in allen ihren Spielarten,
richtig angewendet, wesenhaft Verpersönlichung, Föderalisierung
in sich und hiemit Überwindung des Totalitären und Diktatorischen.