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[183/184]

Wendung. Stets kann erst der Wirtschafts Vorgang (die Leistung), der a) in der

G e l d a u s g a b e beschlossen liegt (z. B. Anschaffung von Kriegsgerät für den Staat),

und b) in der darauffolgenden V e r w e n d u n g der ausgegebenen Noten (z. B.

Zubauten in der Kriegsindustrie), bestimmen, welche Ausübung von Geldleistungen

sich mit der Ausgabe und Weitergabe verbindet. Daraus folgt, daß es verfehlt ist, die

Papiergeldvermehrung nach der Menge des neu ausgegebenen Geldes zu bestimmen

(Quantitätstheorie); sondern: n a c h d e r R i c h t u n g , n a c h d e r W e i s e

s e i n e r L e i s t u n g e n i s t d a s n e u a u s g e g e b e n e G e l d z u

b e u r t e i l e n ! Von hier aus ergäbe sich ein L e h r s t ü c k d e r

A u s s t r ö m u n g s w e g e (Theorie der Inflationswege), welches die typischen

Leistungsweisen nach der verschiedenen Verwendung (Ausströmung) aufzuzeigen

hätte. Es liegt auf der Hand, daß die Ausströmung während des Krieges, die über die

Kriegslieferanten ging, kapitalbildend wirkte und die Erzeugungsmittel der

Volkswirtschaft vermehrte (a), während in Deutschland und Österreich die

Ausströmung nach dem Umsturze, die über die Arbeiter und Beamten des Staates geht,

kapitalaufzehrend (b), die Erzeugung und die Erzeugungsmittel schwächend wirkte.

Ebenso ist auch der Weg und Gang einer Abschöpfung der Geldmengen nicht

gleichgültig (tschechische Einziehung von Bargeld im Frühjahr 1919 nach grob

quantitätstheoretischer Vorstellung, englischer Abschöpfungsvorgang und so fort). —

Überall, wo die Geldtheorie Erfolge erzielt hat, tat sie das auf Grund der Zergliederung

der Leistungen. Auch wo Streit herrscht, herrscht er als ein Streit um Leistungen, z. B.

Knapps „Zahlungsfunktion“ gegen die Smithische „Tauschfunktion“. Stets wird man

ferner finden, daß es sich dabei um o r g a n i - s i e r e n d e , u m

G e m e i n s a m k e i t s r e i f e e n t h a l t e n d e Leistungen handelt. Diese

zergliedernd zu erforschen und dabei die V o r r a n g v e r h ä l t n i s s e zu

erkennen, ist die Aufgabe der Geldtheorie. Geld ist niemals eine neutrale Menge,

sondern ändert die Warenmengen selbst durch seine die Wirtschaft gliedernden und

gestaltenden Leistungen

1

.

3.

Z u s a t z ü b e r d a s

V e r h ä l t n i s „ S t a a t u n d

W i r t s c h a f t “

Es wurde wiederholt auseinandergesetzt, in welchem Sinne „Staat“, „Gemeinde“,

„Verbände“ Wirtschaftsbestandteile sind. Es sei erlaubt, diese Ausführungen um der

größeren Klarheit willen hier zusammenzufassen.

/

Die Erscheinungen der Gemeinsamkeitsreife wurden in der bisherigen Theorie als

„Einflüsse“, als „Eingriffe“ des Staates in die Wirtschaft, also nicht als Bestandteile der

Wirtschaft selbst aufgefaßt, und auch ich habe sie in einem früheren Aufsatze

1 2

als

öffentliche „Regelung“ bestimmt. Es ist das auch, als Tatsache für

1

Einige weitere Ausführungen darüber in meiner Skizze: Vom Wesen der

Papiergeldvermehrung (Mitteilungen des Verbandes österreichischer Banken und

Bankiers, Jg 3, Wien 1920) und in meinem Aufsatz: Bemerkungen zu Irving- Fishers

Geldlehre (Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen

Reich, herausgegeben von Gustav Schmoller, Jg 41, München 1917).

2

Der logische Aufbau der Nationalökonomie und ihr Verhältnis zur Psychologie

und zu den Naturwissenschaften (Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft,

Tübingen 1908).