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bereitung“ oder „Vorreife“ genannt werden kann. E r f i n d e n u n d

L e h r e n s i n d d i e A r t e n d e r V o r r e i f e , der

Wirtschaftsvorbereitung.

/

Wieviel Arbeit, Kapital und Kapital höherer Ordnung auf die Vorbereitung der alten,

der schon gefundenen Möglichkeiten zu wirtschaften durch Lehren verwendet werden,

ist ja bekannt. In Deutschland und Österreich gibt es nach den vorhandenen Statistiken

allein viele Tausende von Lehranstalten für gewerbliche, landwirtschaftliche und

kaufmännische Wirtschaftstätigkeit. Was noch darüber hinaus Familien, Anstalten,

Privatlehrer, Kurse, Vormünder, Lehrmeister, Auskunftsstellen, Ausstellungen,

Museen, vor allem auch Reisende und Agenten und manche andere Formen des

Unterrichts leisten, ist noch ein Vielfaches jener Fachschulbildung im engeren Sinne.

Die Ausdehnung und Bedeutung des Lehrens als Vorbereitung aller Wirtschaft geht

auch aus der Größe der Hilfsgewerbe hervor, die es in Bewegung setzt. Auch die

Lehrbücher, Bildwerke, Zeitschriften, Sammlungen, Lehrwerkstätten, Modelle,

tausenderlei andere Lehrmittel, wie sogar werbende Anzeigen, stellen gewaltige

wirtschaftliche Aufwendungen dafür dar.

Weniger noch als dem Lehren gegenüber hat sich die heutige Volkswirtschaftslehre

darüber Rechenschaft gegeben, w e l c h u n g e h e u r e r A u f w a n d v o n

K a p i t a l u n d A r b e i t f ü r d a s E r f i n d e n g e m a c h t w i r d .

Im Deutschen Reiche wurden im Jahre 1913 gegen 50 000 Patente, über 60 000

Gebrauchsmuster und über 30 000 Warenzeichen angemeldet. Hiervon wurden über 13

000 Patente wirklich erteilt, gegen 50 000 Gebrauchsmuster und gegen 20 000

Warenzeichen wirklich eingetragen. Es läßt sich kaum ermessen, welch ungeheure

Kraftentfaltung, welch vielverzweigter wirtschaftlicher Aufwand hinter diesen Zahlen

steckt, denn ein Teil davon bedeutet ein ganzes Lebenswerk für den Einreicher. (In die

Praxis werden übrigens, wie bekannt, nur wenige Hundertteile der patentierten

Erfindungen übergeführt.) Außer der privaten Erfindertätigkeit bestehen aber noch

eigene Veranstaltungen für Neuerungen und Erfindungen in der Wirtschaft. Die

meisten der ganz großen Betriebe haben heute eigene Laboratorien, Versuchs- und

Erprobungseinrichtungen, in denen tüchtige Kräfte jahraus, jahrein tätig sind — eine

wahre „Erfinderindustrie“. Dazu kommen die entsprechenden Einrichtungen und

Tätigkeiten an unseren Hochschulen und den besonderen Fach-, Forschungs- und

Versuchsanstalten; dazu kommen ferner die Hilfsberufe, welche in Patentanwälten, in

Patentverwertungsgesellschaften gegeben sind und die sich in einem riesigen

Ankündigungswesen

der

Welt-

und

Fachzeitungen

einen

sichtbaren

E r f i n d u n g s m a r k t schufen; endlich gehört hierher das Kapital höherer

Ordnung, das in Patent-, Marken- und Musterrecht, den Patentämtern, den amtlichen

„Patentschriften“ und den zugehörigen zwischenstaatlichen Verträgen gegeben ist.

Überblickt man die ungeheuren Mittel, welche der Vorreife

gewidmet sind, dann versteht man auch von dieser Seite her, wie sehr

unsere moderne Volkswirtschaft eine in ihrem inneren Bau sich

unaufhörlich verschiebende, eine fortschreitende ist. Das war nicht