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Gegenseitigkeit. Wie die Leistungslehre dann tatsächlich arbeitet: ob sie
ihre Elemente als schlechthin gegeben, als von sozusagen autarker
Gesetztheit unterstellt, oder ob sie den Gesichtspunkt der
Gegenseitigkeit in Verknüpfung, Entstehen und Werden zu wahren
vermag — das hängt dann vom jeweiligen Standpunkt der Untersuchung
selber ab. Vereinfachung der Annahmen (wenn z. B. Verrichtungen des
Geldes, Gliederung der Märkte und dergleichen untersucht werden)
bedeutet aber hier keineswegs schon atomistische Unterstellungen.
Was nun die g e s c h i c h t l i c h e A u f f a s s u n g der abstrakten
Schule entgegensetzen muß (oder sagen wir besser: müßte, denn sie war
methodologisch von jeher viel zu unbeholfen und unbewußt, um zu
derartiger Überlegung zu kommen), ist: die Durchführung einer rein
universalistischen Unterstellung. Der geschichtliche Gesichtspunkt
kann als solcher nur den Zusammenhang, die gegenseitige Beeinflussung
der Wirtschaft und Wirtschaftselemente ins / Auge fassen, er sieht
überall das Gegenteil von autarken, atomhaften, punktalen Kräften. Die
geschichtliche Auffassung kann einzig von dem universellen
Zusammenhang aller Teile oder Glieder des Ganzen ausgehen.
Selbständige, in sich ruhende Einzelerscheinungen kann es für sie nicht
geben. Überall ist es der allgemeine Zusammenhang, was ihr als das
Wesenhafte entgegentritt; das Einzelne hat kein eigenes Wesen. Daß sie
die atomistische Betrachtung auch nicht als Unterstellung gelten lassen
will, darin liegt der Fehler der geschichtlichen Auffassung, darin liegt
ihre unheilbare Schwäche, der notwendige Grund ihrer Theorielosigkeit
und Begrifflosigkeit.
Eine besondere Stärke des Ausgangspunktes der geschichtlichen
Auffassung liegt aber darin, daß gerade die einzige echte wirtschaftliche
Elementarerscheinung, die Handlung, in der Tat niemals ein für sich
Gegebenes (wie etwa noch unter gewissen Voraussetzungen das
Sachgut) sein kann, sondern zunächst einmal schon an die Ganzheit der
Ziele gebunden ist, die aber gesellschaftlich bestimmt wird, die einer
„Kultur“, einem „Zeitalter“ angehört; und ferner an die ganze
menschliche Persönlichkeit gebunden ist, die wieder gesellschaftlich
mitbestimmt ist.
Es ist ein persönliches Mittel, durch das die Wirtschaft aufgebaut und in Bewegung
gesetzt wird. Das persönliche Mittel hat aber die beiden Eigenschaften;