Wenn die Wissenschaft in den Stürmen der heutigen Tage, in denen
Wirtschaft und Gesellschaft eine neue Gestalt anzunehmen trachten
und die innersten Kräfte der Geschichte bloßgelegt werden, ihren Platz
behaupten will, muß auch sie den Blick auf ihre innersten Kräfte, auf
ihre letzten Grundsätze, auf den Geist lenken. Wir dürfen in diesen
großen Tagen sagen: Der Geist der Geschichte fordert eine Antwort
nicht auf diese oder jene Einzelfrage, sondern er fordert Antwort aus
dem Ganzen, aus dem Geiste der Wissenschaft heraus.
Ein solches Unternehmen bereitet große Schwierigkeiten. Die erste
Gefahr ist die, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen — das
G a n z e über den Einzelheiten zu verlieren. Dies ist wohl die größte
Schwierigkeit. Sie hat zugleich eine höchst persönliche Seite. Denn:
Was ist der Geist in einer Wissenschaft? Der „Geist“ einer Wissenschaft
ist zunächst notwendig etwas höchst Konzentriertes, etwas, das aus dem
Ganzen kommt, etwas, was durch das Zusammenfassen, durch das
Zusammenschauen aller einzelnen Teile zum Ganzen erkannt wird.
Darin liegt aber bei einem Gegenstand, wie dem der
Volkswirtschaftslehre, der ein reiches Stück menschlichen Lebens
umschließt und nicht mit Zahlen und Preisen erschöpft ist, notwendig
auch ein Element inneren Wissens, ein intuitives Element jener Art, das
die volle Persönlichkeit fordert; wie denn das intuitive Element der
Ursprung aller wahren Wissenschaft ist und danach erst das diskursive
Denken, der reine Intellektualismus kommt.
Neben diesemWillen zum Ganzen bedarf es aber auch des Mutes der
Folgerung, der völligen Unerschrockenheit vor den Ergebnissen, das
heißt der Freiheit von jeder beirrenden Fessel überkommener Dogmen.
Um den wahren Geist des Ganzen zu beschwören, muß vorher dieses
Ganze gereinigt, müssen alle kleinen Geister der Teilganzen, alle
Dogmen ausgetrieben werden. Und / darum wollen wir uns halten an
den Platonischen Anruf der Wahrheit gegen alle