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A c h t e r A b s c h n i t t

Der Individualismus, ein Grundirrtum

Wir haben im vorhergehenden die Grunderklärungen der

menschlichen Gesellschaft und ihre politischen Grundbegriffe be-

trachtet. Das Erträgnis dieser ganzen Betrachtung wird uns aber

durch einen heute sehr verbreiteten Einwand bestritten, den wir

zuletzt noch prüfen müssen. Ein großer Teil unserer heutigen Ge-

sellschafts- und / Wirtschaftswissenschaftler hält unserer ganzen

Untersuchung des Gegensatzes von Individualismus und Univer-

salismus entgegen, daß es reinen Individualismus, reinen Universa-

lismus kaum irgendwo gebe, daß die ganze Betrachtung daher wert-

los, der Begriffsgegensatz von Individualismus und Universalismus

ungültig sei. Dieser Einwand zeigt so recht die Begrifflosigkeit un-

serer Zeit, ja er kann nicht anders denn unlogisch und außerdem

schwachmütig genannt werden, meistens ist er aber durch Unkennt-

nis entschuldigt. Ebensogut könnte man die Sittlichkeit leugnen,

weil es immer Verbrechen gab, ebensogut das Wahre, weil es immer

Irrtum gab! Wer in die Geschichte der Staatswissenschaften und des

Staates eingedrungen ist, weiß, wie dieser Gegensatz alles und jedes

beherrscht, was im Laufe der Entwicklung in Lehre wie Leben ge-

schah. Am drolligsten ist aber dieses: sieht man den Herren in ihren

Begriffsbildungen genauer auf die Finger, so merkt man, daß sie

durchwegs — Individualisten sind. Allerdings nur matte, nur ver-

waschene, eine Klärung ihrer Grundsätze, ein Bekenntnis zum Indi-

vidualismus wäre ihnen meistens unbequem. Ferner gilt heute ge-

meinhin der Satz, Individualismus und Universalismus seien Welt-

anschauungen und daher wissenschaftlich nicht zu beweisen.

I n d i v i d u a l i s m u s

o d e r

U n i v e r s a l i s m u s

s i n d

f ü r d e n G e s e 1 1 s c h a f t s f o r s c h e r

k e i n e

W e l t a n -

s c h a u u n g e n , s o n d e r n d u r c h z e r g l i e d e r n d e u n d

b e g r i f f l i c h e A r b e i t z u b e g r ü n d e n d e G e s e l l -

s c h a f t s t h e o r i e n . Diese Gesellschaftstheorien können, ja