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Ganz anders die universalistische Auffassung des Tausches. Sie
kann das äußerliche Beobachtungsbild der individualistischen Auf-
fassung allerdings nicht bestreiten: „A tauscht mit B“, und zwar der
Einzelne A, kraft jener Entschließungen, die er selbst faßt. Insoweit
stimmen individualistische und universalistische Lehre überein —
in der Feststellung des äußerlich sichtbaren Beobachtungsbildes des,
wenn man es so ausdrücken darf, äußeren Netzhautbildes der Vor-
gänge. Nicht aber in der Deutung dieser Feststellung. Die univer-
salistische Ausdeutung leugnet, daß wirklich die E i n z e l n e n A,
B, daß diese Individuen als solche miteinander in Verbindung trä-
ten; sie leugnet, daß es sich dabei um atomhafte, individuelle, sub-
jektive Betätigung handele, die wirtschaftlich den Einzelnen selbst
angehöre (das heißt, ihnen im wirtschaftlichen Sinne zuzurechnen /
sei); und daß demgemäß wirklich die e i n z e l n e n Kräfte gleich-
wie Atome je für sich aufträten und aufeinander träfen.
Was geschieht denn in Wahrheit, wenn — wir wählen das für
den Individualisten günstigste Beispiel — etwa ein Besitzer A Ak-
tien der Zentralbank deutscher Sparkassen an den B verkauft? Die-
ses: A tritt aus dem B a n k b e t r i e b „Zentralbank deutscher Spar-
kassen“, dessen (wenn noch so unbedeutender) Teilhaber und Mit-
leiter er durch Aktienbesitz war, aus, er zieht seine Teilhaberschaft
davon zurück, und der Käufer B tritt statt seiner in diesen Betrieb,
in dieses Wirtschaftsgebilde, ein. — Ferner: Ob Castiglioni oder
Stinnes den steirischen Erzberg besitzen, ist keine volkswirtschaft-
liche Frage, sofern die Person des C. oder St. dabei ins Auge gefaßt
wird; volkswirtschaftlicher Natur ist erst die Tatsache, daß Stinnes
als Glied reichsdeutscher Betriebe die steirischen und westfälischen
Werke organisch verbindet, z. B. westfälischen Koks zum steirischen
Erz hinzubringt. Der o b j e k t i v e W i r t s c h a f t s v o r g a n g
b e s t e h t a l s o n i c h t d a r i n , d a ß A u n d B f ü r s i c h w i r t -
s c h a f t e t e n ; s o n d e r n d a r i n , d a ß a n e i n e m g a n z h e i t -
l i c h e n G e b i l d e , e i n e m B e t r i e b , g l e i c h s a m e i n e r
Z e l l e i m O r g a n i s m u s d e r G e s a m t w i r t s c h a f t , e i n e
V e r ä n d e r u n g v o r s i c h g i n g . Nicht die P e r s o n e n kom-
men als tauschende in Frage: ob sie sich „entschließen“, ob sie dabei
persönlich „eigennützig“ und dergleichen sind — dieses, wie alles
Psychologisch-Persönliche, kann auf der wirtschaftlichen Denkebene
überhaupt nicht aufscheinen! Einzig und allein wesentlich ist, welche