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In dieser Erkenntnis, daß immer Glieder und Ganzheiten der

Wirtschaft es sind, die beim Tausch verändert werden, / liegt das

Wesentliche der universalistischen Erklärung der Tauschvorgänge.

Und hierin allein liegt die Urentscheidung, welche den Gegensatz

„Individualistisch—Universalistisch“ in die Mitte stellt und unaus-

weichlich macht: daß entweder der einzelne Tauscher mit der ein-

zelnen Tauschhandlung für sich selbstwüchsig, primär, und das ist

individualistisch, atomistisch, betrachtet werde; oder daß er als nur

scheinbar für sich, in Wahrheit aber stets bloß als Glied (Vertreter,

Exponent) einer wirtschaftlichen Unterganzheit zu betrachten sei.

Alle bisherigen Beispiele und Betrachtungen zeigten immer wie-

der, wie man den „Tausch“ wohl psychologisch dem Einzelnen zu-

rechnen könne, z. B. sofern er sich sagt: „Ich verkaufe meine Ak-

tien“, „Ich kaufe mir Pferde“; wie aber wirtschaftlich diese Hand-

lungen nicht im Umkreise der jeweils tauschenden Personen stecken

bleiben und auch nicht allein ihrem Umkreis entsprungen sein kön-

nen. Die Tauschhandlung ist wirtschaftlich nichts Selbstwüchsiges,

sie ist darum auch nichts Atomhaftes und nichts Summenhaftes.

Wirtschaftlich besteht Tausch überhaupt nicht in der Handlung

Einzelner, sondern ist A u s d r u c k , ist gleichsam G e l e n k der

organischen Verbindungen und Auseinandersetzungen. Verschie-

dene Zweige und Stufen der Wirtschaft sind es, deren Betriebe im

Tausche ihre Erzeugnisse, Kapitalien und so fort einander einglie-

dern. Die im Abgeben und Übernehmen gegebene I n e i n a n d e r -

o r d n u n g der Wirtschaftsbetriebe oder „Gebilde“ zu h ö h e r e n

G a n z e n ist es, die im Tausche sich vollzieht. Tausch ist daher:

die Sichtbarwerdung, die Verwirklichung jener Ganzheiten, als de-

ren bloße Glieder sich die Tauschenden offenbaren. Diese Ganz-

heiten nehmen das Gut in eine höhere Stufe der Verrichtung, das

heißt in größere Zielnähe oder zur endgültigen Leistung in sich

auf. — Dabei ist überdies der M a r k t s e l b s t k e i n e n e u -

t r a l e , k e i n e b l o ß p a s s i v e P l a t t f o r m , s o n d e r n k r a f t

s e i n e r O r g a n i s a t i o n s e l b s t e t w a s S c h ö p f e r i s c h e s ,

selbst ein eigenartiges G e b i l d e , und zwar ein solches, das in

Marktordnung und / Marktsitte ein arteigenes „Kapital höherer

Ordnung“ besitzt. Aus all dem ergibt sich folgende Begriffsbestim-